Dreissig Jahre mischt Anita Fetz bereits in der nationalen Politik mit – wenn auch mit Unterbrüchen. Seit 2003 vertritt sie den Kanton Basel-Stadt im Ständerat und nächstes Jahr soll eine weitere Amtsperiode folgen. Dafür aber braucht sie nun eine Art Sonderbewilligung ihrer Partei, der SP. Zwei Drittel der kantonalen Delegierten müssen im Februar zustimmen.
Für Anita Fetz kein Grund, nervös zu werden: «Ich würde mich gerne nochmals engagieren, aber ich habe genügend andere interessante Tätigkeiten. Darum nehme ich das sehr gelassen.» Die populäre Ständerätin muss kaum mit der roten Karte ihrer Parteigenossen rechnen.
Auch Nationalrätin Silvia Schenker (SP/BS) und – etwas später – die Basler Finanzdirektorin Eva Herzog dürften die höheren Hürden an den Nominierungs-Parteitagen überspringen. Gut so, findet Ständerätin Fetz, denn auf Regierungsebene und in der nationalen Politik seien zwölf Amtsjahre eher knapp: «Man braucht dort sehr viel länger, bis man vernetzt ist und Einfluss nehmen kann.»
Darbellay und Leuenberger scheiden aus
Strikte Amtszeitbeschränkungen gibt es in der Schweizer Politik nur vereinzelt und wenn, werden sie von Kantonalparteien aufgestellt: In der SVP des Kantons Bern etwa ist für Amtsträger nach 16 Jahren Schluss, in der Unterwalliser CVP und bei den Genfer Grünen nach zwölf. Deshalb dürfen die Berner SVP-Nationalräte Hansueli Wandfluh und Rudolf Joder nächstes Jahr nicht mehr kandidieren. Auch der Walliser CVP-Präsident Christoph Darbellay und der Grüne Ueli Leuenberger aus Genf scheiden 2015 aus dem Nationalrat aus.
Das sind prominente Abgänge – und seltene dazu. Denn die Parteien seien auf das Know-How, das Wissen und die Kontakte der «alten Hasen» angewiesen, sagt der Politologe Georg Lutz von der Universität Lausanne: «Wenn man die Amtszeit beschränkt, geht dies beim Ausscheiden verloren.»
Wie die Öffentlichkeit denkt, weiss man nicht. Repräsentative Umfragen über die Amtszeitbeschränkung gibt es keine. Lutz nimmt aber widersprüchliche Signale wahr: «Einerseits hört man immer wieder von ‹Sesselklebern›, andererseits haben die Wählerinnen und Wähler eine sehr starke Tendenz, Bisherige wieder zu wählen.»
Starre Amtszeitlimiten fordern nicht einmal die Jungparteien. Dass es nach zwölf oder 16 Jahren aber ein qualifiziertes Mehr braucht, um noch einmal kandidieren zu dürfen, findet Juso-Zentralsekretär Dario Schai absolut richtig: «Ohne Unterstützung der Parteibasis darf man nicht weiterhin im Amt bleiben.»
So verweigerten die Zürcher SP-Delegierten vor vier Jahren Nationalrätin Anita Thanei eine vierte Amtszeit. Diesmal könnte es Chantal Galladé und Jaqueline Fehr treffen.
Alte sind im Parlament untervertreten
Amtszeitbeschränkungen sind das eine, Alterslimiten das andere. Im Kanton Glarus werden Politiker und Richterinnen mit 65 in Pension geschickt. Diese Altersguillotine gibt es sonst aber nirgends. Zum Glück, findet Jungsozialist Schai: «Politik soll keine Frage des Alters sein, sondern eine Frage der Überzeugung.»
Zumal in den Parlamenten nicht nur – wie oft beklagt – die Jungen untervertreten seien, fügt Politologe Georg Lutz an: «Wenn man genau hinschaut, ist auch die Gruppe im Rentenalter unterrepräsentiert.» Fast 18 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind Rentner – demokratie-theoretisch wären also im 200-köpfigen Nationalrat 36 AHV-Bezüger ideal. Im Moment sind es nicht einmal halb so viele.
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