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Sonderfall Graubünden Was heisst «No Billag» für Graubünden?

Drei Sprachen und rund 150 Täler gibt es im Kanton Graubünden. Audiovisuell werden sie derzeit von der SRG und dem Medienhaus Somedia bedient – mit Geldern aus dem Gebührentopf.

Was passiert mit den Sprachminderheiten nach einer Annahme der «No Billag»-Initiative? Diese Frage beschäftigt derzeit die Lia Rumantscha, die Dachorganisation der Rätoromanen.

«Es ist nicht lukrativ»

Sie befürchtet nach einer Annahme der «No Billag»-Initiative einen Kahlschlag für das rätoromanische Medienangebot. «Das wäre eine schwere Verwundung der romanischen Sprache», sagt Johannes Flury, Präsident der Lia Rumantscha. Private Anbieter würden kaum in die Lücke der SRG mit Radiotelevisiun Svizra Rumantscha RTR springen. Denn das sei nicht lukrativ.

Es stelle sich nun die Frage, was die Schweiz sein wolle. «Will man ein mehrsprachiges Land sein? Dann muss man auch bereit sein, etwas dafür aufzuwenden», so Flury. Ansonsten werde die Schweiz über kurz oder lang ein deutsches Land mit einer gewissen französischen Minderheit und der Rest würde in Vergessenheit geraten.

Andreas Kleeb vom «No Billag»-Komitee sieht die Zukunft der Rätoromanen indes etwas anders. «Wir glauben, wo eine Nachfrage ist, ist auch ein Angebot. Die Rätoromanen können ein spannendes Zielpublikum sein für die Privaten.» Trotzdem müsse man ehrlich sein. Es sei eine sehr kleine Zuhörerschaft mit 60'000 rätoromanisch Sprechenden, und da werde es wohl ohne Leistungsauftrag des Kantons Graubünden nicht gehen.

«Es hat Platz für Private»

Neben RTR gibt es im Kanton Graubünden einen grossen privaten Anbieter: Somedia. Das Medienhaus produziert ebenfalls ein Radio- und TV-Angebot auf Rätoromanisch und italienisch. Radio- und TV Südostschweiz würde es bei einer Annahme jedoch nicht mehr geben, sagt Silvio Lebrument, Leiter Medien bei Somedia: «Wenn die Gebühreneinnahmen wegfallen, dann werden die beiden Sender eingestellt.» Radio- und TV Südostschweiz erhalten 6.7 Millionen Franken aus dem Gebührentopf.

Daran glaubt das «No Billag»-Komitee nicht: «Wir sind überzeugt, dass auch in Graubünden ein privates Radio und TV einen Platz haben kann. Wir haben heute mit RTR einen sehr dominanten Partner, der mit über 160 Leuten diesen Markt bedient. Wenn das reduziert wird, dann gibt es auch die Möglichkeit, dass sich Private entwickeln können», sagt Andreas Kleeb.

In Graubünden hätten immer wieder private Medien versucht, Fuss zu fassen, erklärt Silvio Lebrument von Somedia. Der Kanton habe aber nicht genügend hergegeben. Nachrichtensendungen zu machen sei sehr teuer, vor allem die Informationssendungen. «Ich sehe niemanden, der das ersetzen könnte.»

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