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Streik der Nachrichtenagentur «Wir können nicht leisten, was die SDA macht»

  • Der unbefristete Streik der Schweizerischen Depechenagentur (SDA) bringt kleine Medienhäuser in Bedrängnis.
  • Sie haben keinen Zugang zu Meldungen aus der Schweiz und aus der Region.

Radio Beo in Interlaken berichtet hauptsächlich über Ereignisse im Berner Oberland und Kanton Bern, aber auch über das Geschehen in der Schweiz. Die SDA ist für seine Redaktion ein tragender Pfeiler, sagt Chefredaktor Adrian Durtschi: «Die internationalen und nationalen News beziehen wir von der SDA. Wir sind ganz klar von der SDA abhängig.»

Gleich tönt es in der Ostschweiz bei Radio Top. Der Streik der SDA-Journalisten hat bereits konkrete Auswirkungen beim Regionalradio, wie Chefredaktorin Manuela Burgermeister erklärt: «Das heisst für uns, dass uns nationale und internationale Meldungen tatsächlich fehlen. Auf die verlässliche Quelle SDA können wir im Moment nicht zurückgreifen.»

SDA ist unentbehrlich

Aber auch viele Regionalzeitungen und ihre Onlineportale stehen vor demselben Problem, wie Pierre Ruetschi, Chefredaktor der «Tribune de Genève» sagt: «Die SDA macht eine Arbeit, die wir nicht machen können. Sie verfolgen zum Beispiel lange Sitzungen, deren Inhalt man wissen muss. Sie können das machen. Wir können das nicht leisten.»

Was die regionalen Meldungen betrifft, da sind die jeweiligen Redaktionen so aufgestellt, dass sie an die entsprechenden Informationen kommen und über ein Netz an Quellen verfügen.

Deutsche Agenturen passen nicht

Einfach auf einen anderen Informationsdienst wie Reuters oder die deutsche Depeschenagentur auszuweichen, kommt für keines der angefragten Regionalmedien in Frage.

Für die Schweizer Medienlandschaft ist die SDA ein Muss.
Autor: Herold Bieler Chefredaktor «Walliser Bote»

Sie seien zu teuer und nicht passend, so der Tenor. Herold Bieler, Chefredaktor des «Walliser Boten»: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass Reuters oder die deutsche Depechenagentur so tief und so umfassend in die Regionen hineingehen.Für den internationalen Teil ginge es ja vielleicht noch. Ich hoffe, dass wir Lösungen mit der SDA finden. Für die Schweizer Medienlandschaft ist sie ein Muss.»

Ein Viertel weniger von allem

Weil für viele Regionalmedien die SDA unerlässlich ist, macht sich Rüetschi von der «Tribune de Geneve» ernsthafte Sorgen, gerade angesichts des angekündigten Stellenabbaus: «Man kann sich denken, dass es mit einem Viertel weniger Journalisten einen Viertel weniger Artikel geben wird und dass die Qualität vielleicht weniger gut wird.»

Langfristig könnte es ein Problem werden. Der Streik der SDA-Journalisten ist bereits heute für die Regionalmedien eine grosse Herausforderung.

Auch grössere Medien betroffen

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Der SDA-Streik betrifft nicht nur Lokalmedien, sondern auch die grösseren Anbieter auf dem Schweizer Medienmarkt. Judith Wittwer, Chefredaktorin des «Tagesanzeigers», sagt etwa, der «Tagi» werde durch den Streik nicht dünner, aber: «Unsere Kehrseite wird morgen ein bisschen mehr internationale Geschichten und ein bisschen weniger Inlandstoffe bringen.»

Thomas Benkö, der stellvertretende Chefredaktor von «Blick am Abend» und «Blick Online», sagt zudem, man habe als Reaktion auf den Streik Umstrukturierungen in der Redaktion vorgenommen: «Normalerweise bearbeitet eine Person die Kurzmeldungen. Heute waren es zwei Leute.» Die Blick-Journalisten hätten zusätzlichen Aufwand, wenn sie sich nicht auf die SDA-Meldungen verlassen könnten.

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