Yves Bollier will Bauer werden. Das weiss der blondschopfige Sekschüler schon lange. Er hat zwar auch als Pferdepfleger und Forstwart geschnuppert, entschied sich aber für die Landwirtschaftslehre. Auf dem Feld und mit Tieren zu arbeiten, ist das, was er will.
Der Bauer ist sein eigener Chef
Sein Wunsch Bauer zu werden, wirkt auf den ersten Blick exotisch. Denn Yves ist in einem urbanen Umfeld aufgewachsen. Seine Mutter ist Familien- und Paartherapeutin, sein Vater Geschäftsführer eines Kleinunternehmens in der Region Zürich. Aber bereits als Fünfjähriger hat Yves seine Ferien regelmässig auf einem Bauernhof in der Region verbracht und dort angepackt.
Er weiss denn auch, dass diese Arbeit hart ist. Dafür sei man sein eigener Chef. «Man kann die Arbeit selber planen und arbeitet mit Tieren», sagt der 15-Jährige. Das mache ihm am Bauernberuf am meisten Spass.
Anlaufstelle für Hofsuchende
Der Präsident des Schweizerischen Bauernverbandes, Markus Ritter, findet Yves Entscheid gut. Auch wenn er anfügt, dass solche Bauernlehrlinge wie Yves die Ausnahme seien. Denn mindestens 90 Prozent der neuen Landwirte seien solche, die bereits auf einem Bauernhof aufgewachsen seien, also Bauernsöhne und -töchter.
Trotzdem will Yves Landwirt lernen und Landwirt sein – so, wie man sich einen Bauern vorstellt: mit Land und Hof. Genau für solche Leute gibt es bei der Kleinbauernvereinigung die Anlaufstelle für Hofsuchende. Dort werden derzeit 80 Personen betreut, die einen Bauernhof suchen, und zehn, die ihren Hof veräussern wollen.
Ein Bauernhof mit Hochleistungskühen
Der angehende Bauernlehrling Yves hat eine klare Vorstellung, was für einen Betrieb er einmal führen will: keinen romantischen Bergbauernhof. Er möchte konventioneller Landwirt sein, am liebsten mit Ackerbau und Milchwirtschaft. Yves träumt von einem grösseren Betrieb «mit Hochleistungskühen». Am liebsten wäre ihm ein Hof in der Region Zürich.
Genau das aber sei das Problem, sagt Severine Kuriger von der Kleinbauernvereinigung. Im Mittelland würden zwar auch Bauernhöfe aufgegeben. Doch weitergeführt würden nicht alle. Dafür werden die, die übrig bleiben, immer grösser. «Wenn Betriebe innerhalb der Familie keinen Nachfolger haben, verpachten die meisten Besitzer ihr Land an einen anderen Bauernbetrieb.» Deshalb kämen diese Höfe gar nie auf den Markt. Bessere Chancen für Bauern-Einsteiger bestünden im Berggebiet.
Zwei Millionen oder eine Bauerntochter
Trotzdem gilt für Bauernpräsident Ritter nach wie vor die Regel: Bauer oder Bäuerin wird, wer bereits auf einem Bauernhof aufgewachsen ist. Auch Yves ist sich dessen bewusst. Er weiss, dass es sehr teuer ist, aus dem Nichts einen Hof zu übernehmen. «Etwas selber besitzen wird wohl nichts. Das kostet schnell mal zwei Millionen.»
Damit schätzt der angehende Bauernlehrling seine Situation realistisch ein. Deshalb käme für ihn wohl eher eine Miete, also eine Pacht, infrage. Aber auch einen Hof zu pachten ist schwierig und teuer. Denn für Traktor und Tiere muss man schnell mal ein paar Hunderttausend Franken hinlegen.
Trotzdem glaubt Yves an seinen Traum. Vielleicht findet er ja eine Frau, die von einem Bauernhof kommt. Denn, so Ritter: Die eleganteste und einfachste Lösung für einen Nicht-Bauernsohn zu Land und Hof zu kommen sei immer noch, eine Bauerntochter zu heiraten.