Die Wetterhexe ist unberechenbar. Ein Lied davon kann die SBB singen. Besonders, wenn jeweils im Dezember der Fahrplanwechsel ansteht, hoffen die Bundesbahnen auf Gnade. Doch davon dieses Jahr keine Spur: Am Sonntag entfesselte sich ein Wetterchaos, das auch hartgesottene Meteorologen staunend zurückliess.
SBB-Sprecher Oli Dischoe beschreibt eine «Kombination verschiedener Witterungsfaktoren», die zum Belastungstest für die SBB wurden: «Die teils sehr starken Schneefälle, tiefen Temperaturen und zugleich starke Winde haben in Teilen des Wallis und der Waadt für ein Einfrieren der Bahnlagen gesorgt.»
Deshalb sei am Sonntag um 16:30 Uhr auch ein Interregio in der Nähe von Bex stecken geblieben. Weiterfahrt unmöglich. Die Versorgung der Passagiere sei gut von statten gegangen. Aber: «Aufgrund der prekären Witterungsverhältnisse kam auch der Verkehr auf der Strasse zum Erliegen.» Deswegen konnten die rund 400 Passagiere nicht sofort evakuiert werden, sondern mussten bis gegen Mitternacht im Zug ausharren.
Vorübergehend wurden die Leute in einer Schule in Bex untergebracht, sagt Dischoe: «Die Unterkünfte wurden dann aber nicht zur Übernachtung benötigt. Die SBB traf alle nötigen Vorkehrungen, um die gestrandeten Reisenden zu ihrem Zielort zu bringen oder eine Unterkunft in einem Hotel zu finden. Die SBB übernahm die Kosten dafür.» Nach Dischoes Kenntnisstand habe niemand die Nacht in der Schule verbringen müssen.
Der Fahrplanwechsel ist insgesamt geglückt.
Bahnverkehrsinfo der SBB
Während im Norden des Landes mittlerweile der Föhn den Ton angibt, konnte der Bahnverkehr in der Westschweiz nach einem schneereichen Wochenende noch nicht wieder den Normalbetrieb starten. Im Waadtländer Chablais verkehrten die Züge am Montag nur auf einem Gleis. Das Problem der vereisten Bahnanlagen solle aber im Laufe des Tages gelöst werden können.
Wurde die SBB vom heftigen Wintereinbruch überrascht?
Laut Dischoe sei die SBB immer gewappnet für den Winter. Insbesondere im Wallis und Waadtland habe sich allerdings eine auch für Meteorologen aussergewöhnliche Witterungssituation ergeben. Der Fahrplanwechsel sei aber «grundsätzlich» geglückt: «Allerdings gab es praktisch in allen Landesteilen Störungen im Schienenverkehr», sagt der SBB-Sprecher.
Verantwortlich sei auch hier Schneefall in Verbindung mit den tiefen Temperaturen, teils auch in Kombination mit starkem Wind, gewesen. Die garstigen Witterungsbedingungen würden auch heute noch zu Einschränkungen, namentlich in der Romandie und im Tessin, führen.
Chaos und Blechschäden auf der Strasse
Auch die Strassenverhältnisse waren am Wochenende vielerorts prekär, Unfälle und Staus waren die Folge. Verbreitet schneite es bis in tiefe Lagen, oft kam gefrierender Regen dazu, schildert SRF-Meteorologe Gaudenz Flury: «Bei solchen Wetterproblemen wäre unter der Woche wahrscheinlich das komplette Chaos ausgebrochen. Es wäre zu einem Verkehrskollaps in weiten Teilen des Mittellandes gekommen.»
Heute sei vor allem auf der Nord-Südachse mit weiteren Schneefällen zu rechnen, allerdings dürfte es im Laufe des Tages teils bis hinauf auf 2000 Meter regnen. Auf der Alpennordseite entspannt sich die Lage dagegen, sagt Flury: «Es ist relativ mild, teils regnet es auch. Die Gefahr auf der Strasse ist in den meisten Orten gebannt.»