Am Mittag eitel Sonnenschein, später am Tag Gewitter. So präsentiert sich das Wetter seit zwei Wochen. Dieses Tagesgangwetter bringt die Bauern in die Bredouille: Eigentlich wäre jetzt Heusaison. Doch bei dem instabilen Wetter ist ans Mähen nicht zu denken.
Regen und Hagel setzen dem Gras zu
Sorgen macht sich etwa Bauer Hanspeter Bigler. Sein Hof im bernischen Mamishaus bei Schwarzenburg liegt auf 800 Metern Höhe. Mit Mähen muss er vorerst noch zuwarten. Er studiere jeden Tag die Wettersituation. Mehr kann er derzeit nicht tun.
Kommt hinzu, dass der Hagel bei einem Teil von Biglers Wiesen deutliche Spuren hinterlassen hat. «Wegen des Hagels nimmt die Qualität des Grases jetzt stetig ab – bis es schlecht wird», erläutert er die Situation.
Die Bauern können nur warten
Auch für Bauernkollege Hans Jörg Rüeggsegger aus Riggisberg ist das instabile Wetter ein Problem. Im März habe man noch geglaubt, in diesem Jahr erst spät ernten zu können. «Dann kam dieser wunderbare Frühling mit warmem Wetter und genügend Niederschlägen», sagt er.
Doch jetzt werde die Heuernte durch das Wetter verzögert «Die Natur zeigt uns wieder einmal, wer Herr ist in diesem Land», so das Fazit des Präsidenten des Berner Bauernverbands. Auch ihm bleibt nichts anderes übrig als abzuwarten.
Mehr Aufwand und Kosten für die Bauern
Mindestens drei heisse Tage bräuchten die Heubauern um die Wiesen zu mähen und das Gras zu trocknen. So stabiles Wetter ist aber vorerst nicht in Sicht. Das Gras bleibt also stehen und das wiederum habe Auswirkungen auf die Heuqualität, sagt Bauer Bigler aus Mamishaus.
Ohne qualitativ gutes Heu entstünden hohe Kosten für die Bauern: «Die Mäherei wird viel aufwendiger, man muss für den Winter Ausgleichsfutter kaufen, vielleicht kommen noch Tierarztkosten hinzu, wenn die Kühe nicht trächtig werden», erläutert Bigler. Viel hängt für die Viehbauern also von gutem Heu ab.
Silobauern nicht betroffen
Betroffen vom launigen Gewitterwetter sind vor allem die Heubauern: Das sind jene, die das Gras mähen und dann auf den Feldern trocknen lassen – im Gegensatz zu jenen Bauern, die das Gras nach dem Mähen in Silos transportieren, wo es fermentiert und so als Stallfutter haltbar gemacht wird.
Rund 10'000 Landwirte könne man in der Schweiz als Heubauern bezeichnen, sagt Hans Rüssli vom Schweizerischen Bauernverband. Sie seien dem Wetter ausgeliefert und könnten auch nicht auf das Silosystem ausweichen. Dies etwa, weil ihre Mlich-Abnehmer, beispielsweise Hartkäseproduzenten, explizit Heumilch verlangten.
Das ist meines Wissens noch gar nie vorgekommen.
Mit reiner Heufütterung sei das Risiko für Fehlgärungen bei der Käseproduktion nämlich viel kleiner als wenn die Kühe mit Silage gefüttert worden seien, so Rüssli. «Ausserdem gibt es die Meinung, dass die Verfütterung von Heu an Rindvieh für dieses gesünder sei als Silofutter.»
Bauernregel soll sich nicht bewahrheiten
Rüssli sagt auch, es sei sehr aussergewöhnlich, dass das Tagesgangwetter derart früh im Jahr eingesetzt habe: «Das ist meines Wissens noch gar nie vorgekommen.» Normal ist solches Wetter bei uns vor allem im Hochsommer – wenn das Heu bereits eingefahren ist.
So hoffen die Heubauern jetzt, dass die nächste Woche stabileres Wetter bringt. Und manch einer sieht wohl auch mit unguten Gefühlen dem nächsten Freitag, 8. Juni, – dem Mäderlitag– entgegen. Für diesen gilt die Bauernregel: «Regnets am Mäderlitag, so regnet's 21 Tag.»