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Übertriebene Tierliebe? Mit Fido das Grab teilen

Hunde werden zunehmend vermenschlicht. Bald könnten sie zusammen mit ihren verstorbenen Haltern begraben werden.

Peter Ammann hat ein inniges Verhältnis zu seinem Hund Paco. «Paco ist mein Freund und Partner», sagt der grünliberale Berner Stadtrat. Mit einem Postulat will er erreichen, dass der Mensch und sein geliebtes Haustier gemeinsam bestattet werden können.

«Wenn man mit einem Hund gemeinsam durchs Leben geht, dann darf sich das auch über den Tod hinaus zeigen», sagt Ammann. Der Wunsch nach einer gemeinsamen Grabstätte ist für Peter Ammann entstanden, nachdem Pacos Vorgänger in der Tierkadaverstelle landete.

Vermenschlichung des Hundes?

Wird der Haushund vermenschlicht, mittlerweile bis in den Tod? Hundeliebhaber Ammann sieht das nicht so. «Es sind ja einfach zwei Lebewesen. Wenn es am Schluss des Lebens nochmals eine gemeinsame Schnittstelle gibt, ist das sicher gut.» Ammann weiss auch schon, wie der Grabstein aussehen könnte: Pacos Name und eine eingravierte Schnauze.

Die Schweizer Verhaltensbiologin und Wolfsforscherin Marianne Heberlein stört sich daran, wenn durch die Vermenschlichung der Hunde das Tierwohl nicht mehr gewährleistet ist. Der Mensch habe Hunde gezüchtet, um zu jagen, um Nutztiere zu schützen. «Wir haben ihn nicht gezüchtet, damit wir ihn in der Tasche rumtragen oder dass er tagelang bei uns auf dem Sofa sitzt und nicht mehr raus darf.»

Beim Thema Gemeinschaftsgrab sieht sie es aber nicht so eng. «Tote Hunde als Grabbeigabe gab es auch schon in früheren Zeiten», sagt die Biologin vom Wolf-Science Center in Wien.

Alles für Fido

Über eine halbe Million Hunde gibt es in der Schweiz – nach den Katzen das beliebteste Haustier. Hunde haben heute aber oftmals ein wenig tiergerechtes Leben. Statt Herden zu treiben, Fährten zu finden oder Wild zu jagen, teilen sie den Stadtalltag ihrer Besitzer. Hunde sind heute Familienmitglieder, vielfach auch Kinder- oder Partnerersatz.

Die Liebe zu Fido lässt man sich etwas kosten: Schamponieren, Frisieren und Föhnen kostet in Hundesalons schnell über hundert Franken. Angeboten werden richtige Wellnesspakete.

«Bei Krallen lackieren und Fell färben hört’s bei mir aber auf», sagt Doris Stillhardt vom Hundesalon Pipistrello in Luzern. Sie findet, manche Hundehalter würden ihre Tiere zu stark verhätscheln. «Gewisse Leute würden sich besser eine Tasche kaufen, als ein Hund. Manche sehen den Hund nur als Accessoire», sagt die Hunde-Coiffeuse.

«Meine Babys»

In einer Hundeausstellung in Genf spürt man, wie gross die Leidenschaft für Hunde sein kann, und wie stark Hunde vermenschlicht werden können. Wir fragen einen stämmigen, tätowierten Mann nach seinen zwei riesigen Doggen. «Das sind meine Babys», sagt er uns. «Sie schlafen bei uns. Sie sind wie Familienmitglieder.»

Ein anderer Züchter sagt: «Nachdem die Kinder erwachsen sind, bleiben die Hunde und sind treu ergeben.» Ein Mann mit einer französischen Bulldogge meint: «Es ist mein Freund, mein Begleiter, ohne Hund kann ich nicht leben.»

Peter Ammann hat gute Chancen, dass er einst mit seinem Hund begraben werden könnte. Das Stadtparlament Bern hat den Vorstoss für ein Gemeinschaftsgrab gutgeheissen.

Ammann ist Single und hat Paco aus dem Tierheim. Wie viele andere Hunde ist er nach einer Scheidung dorthin gebracht worden. Zwischen Mann und Hund herrscht eine starke Bindung. Amman erzählt uns, wie Paco auf seine Gefühle reagiere: «Wenn ich im Büro Stress habe, kann es sein, dass er eineinhalb Stunden später Durchfall hat. Es ist eine Wechselwirkung.»

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