Zwischen Velo und Auto verläuft die erbitterte Frontlinie unseres Mobilitätsverständnisses. Auf der einen Seite – populistisch gesprochen – grüne Weltverbesserer im Anarchie-Modus. Auf der anderen Seite Bequemlichkeitsbürger mit Göpeln, die an Wochenendhäuschen auf Rädern erinnern. Die Fussgänger balancieren dazwischen.
Entsprechend kontrovers wird der bundesrätliche Vorschlag in den Kommentarspalten von SRF News diskutiert. Was zunächst auffällt, ist eine gewisse Diskrepanz zwischen den Ergebnissen unserer Umfrage und den Wortmeldungen unserer Kommentatoren.
Es ist doch besser, wenn Kinder auf dem Trottoir fahren und ab und zu passiert eine Lappalie anstatt, dass ein Kind von einem LKW überfahren wird, oder?
In der nicht repräsentativen Umfrage (1886 Stimmen um 17 Uhr) begrüssen 78 Prozent der Teilnehmenden auf Trottoirs Velo fahrende Kinder. 54 Prozent möchten das aber nur «für kleine Kinder» verwirklicht sehen.
22 Prozent sind strikt gegen alles was ausser Rollstühlen auf Gehsteigen fährt. Ganz anders in den Kommentarspalten.
8-Jährige haben schlicht nichts im Strassenverkehr zu suchen, weder auf dem Trottoir noch auf der Strasse.
Fast 70 Prozent der Diskussionsteilnehmer in der Kommentarspalte des Artikels verwehren sich gegen die Idee des Bundesrats. Nur ein Drittel der Disputanten sehen Kinder lieber auf dem Trottoir als auf der Strasse.
Für ein uneingeschränktes Kinderfahrrecht sind indes die allerwenigsten. Dabei sind die Argumente beider Seiten von Gewicht.
Keine Symptombehandlung
Bei allen Differenzen um den Königsweg der Strassennutzung, in einem scheinen sich viele einig zu sein: Die Kinder in unserem dichten Verkehr erfordern besondere Vorsichts-Massnahmen. Sei es mehr Zeit mit ihnen, mehr Erziehung, Rücksicht und Respekt, oder seien es «gute Konzepte für den Langsamverkehr», wie es Nutzerin Biennoise fordert.
Ein solches scheint das bundesrätliche Vorhaben – zumindest für die Autoren der Kommentarspalte – nicht zu sein. Die Idee, Kindern auf Rädern den Gehweg zu überlassen, ist für viele eher eine Verlagerung denn eine Lösung des Problems zu sein.