800'000 Tonnen Kunststoff-Abfall fallen in der Schweiz pro Jahr an. Das meiste davon landet noch in der Verbrennung, obwohl das Bedürfnis der Bevölkerung nach Plastiksammelstellen gross ist. Auch der Ständerat hat die Zeichen der Zeit erkannt und kürzlich ohne Diskussion eine Motion überwiesen, die separate Sammlungen für Plastik und eine hochwertige Wiederverwertung verlangen.
Im Kanton Zürich verfügt heute nur jede vierte Gemeinde über eine Plastiksammelstelle. Häufig deshalb, weil die Gemeinden nur schlecht überprüfen können, was mit dem Plastik tatsächlich geschieht. Ob er trotzdem verbrannt wird, oder gar im Ausland landet.
Der grüne Zürcher Baudirektor Martin Neukom will dies ändern: Eine Vereinbarung zwischen dem Kanton und Entsorgungsunternehmen soll sicherstellen, dass mindestens ein Teil des Plastiks sinnvoll verwertet, sprich rezykliert wird. Die Gemeinden sollen so, ohne dass sie selbst langwierige Abklärungen treffen müssen, ein Entsorgungsunternehmen beauftragen können, das hohe Umweltstandards erfüllt.
Doch wie sehr haben die Gemeinden auf diese Vereinbarung, die ihnen das Plastiksammeln erleichtern soll, gewartet? Eine nicht repräsentative Umfrage zeigt: Sie sind interessiert, aber skeptisch. Und die grossen Städte Zürich und Winterthur winken ab.
Zürcher Plastiksammelwut sprengte das Pilotprojekt
«Es entspricht einem grossen Bedürfnis der Bevölkerung», sagt zum Beispiel Daniel Eberhard, Sprecher bei Entsorgung und Recycling der Stadt Zürich. Dies habe ein Test gezeigt, als die Stadt in Höngg und Schwamendingen versuchsweise Plastiksammelstellen einrichten liess. Dennoch planten sie keine Zusammenarbeit mit einem Entsorgungsunternehmen, so Eberhard.
Die Gründe: Zum einen brachten die Zürcherinnen und Zürcher während des halbjährigen Versuchs viel mehr Plastik zum Recyclen, als die Stadt bewältigen konnte, nämlich stolze 60 Tonnen. Als weiteres Problem stellte sich die Finanzierung heraus, die noch nicht geregelt ist. Der wichtigste Grund aber: Die Stadt will andere Wege gehen, um dem Plastikabfall Herr zu werden.
Vermeiden, tauschen, flicken: das wollen wir fördern.
Das Übel soll vor allem an der Wurzel gepackt, und Plastik vermehrt grundsätzlich vermieden werden: «Das übergeordnete Ziel liegt im Schonen von Ressourcen und dem Vermeiden von Abfall.» Heisst: In Zukunft soll mehr getauscht und repariert werden. Neu befasst sich deshalb auch ein dreiköpfiges Team innerhalb des ERZ der Stadt Zürich mit diesen Themen.
Ganz ähnlich argumentiert auch Entsorgung Winterthur: Plastik solle gar nicht erst gekauft werden, ausserdem sei die ausgehandelte Wiederverwertungsquote des Kantons von 50 Prozent zu tief, heisst es im Gespräch mit dem «Regionaljournal Zürich Schaffhausen».
Der Präsident aller Gemeindepräsidenten im Kanton Zürich schliesslich, Jürg Kündig, glaubt nicht an einen Schub beim Plastik-Recycling, trotz der Vereinbarung: «Der Teufel liegt im Detail.» Es brauche noch viele Gespräche und neue organisatorische Strukturen.
Genau dies, Gespräche führen und Strukturen schaffen, sei voll im Gang, heisst es beim grössten Entsorgungsunternehmen, welches bei der neuen Vereinbarung mit dem Kanton Zürich mitmacht, der Inno Recycling AG. Man habe alle Gemeinden angeschrieben, führe vertiefte Abklärungen durch und unterstütze sie. Bis Ende Jahr, so die Überzeugung, würden im Kanton Zürich 80 Gemeinden mitmachen. Dies wären doppelt so viele wie heute.