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Diskussion um Prämienregionen Unterschiedliche Prämien sind kein Zufall

Wer in der Stadt wohnt, zahlt höhere Krankenkassen-Prämien. Gesundheitsökonom Heinz Locher erklärt, warum das so ist.

SRF News: Heinz Locher, warum spielt der Wohnort für die Höhe der Prämien eine Rolle?

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«Bersets System führt zu neuen Ungerechtigkeiten»
aus HeuteMorgen vom 09.01.2017.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 44 Sekunden.

Heinz Locher: Wenn man in der Stadt wohnt, dann hat man ein viel grösseres Angebot. Die Verlockung – oder die Mentalität – der Städter ist grösser, die Krankenkassen-Leistungen eher anzunehmen als auf dem Land. Es ist deshalb kein Zufall, das Basel-Stadt oder Genf die höchsten Kosten und damit auch die höchsten Prämien haben.

Selbstverständlich gibt es auch Ungerechtigkeiten oder Profiteure, wenn jemand, der ein städtisches Verhalten hat nach Trueb umzieht, dann wird er von den insgesamt niedrigeren Kosten profitieren. Und ein «Trueber Bueb» in der Stadt Bern zahlt dann höhere Prämien, obschon er ein «Trueber Bueb» geblieben ist. Man kann ganz klar Kostenunterschiede feststellen.

Und ein ‹Trueber Bueb› in der Stadt Bern zahlt dann höhere Prämien, obschon er ein ‹Trueber Bueb› geblieben ist.
Autor: Heinz LocherGesundheitsökonom

Bundesrat Berset möchte mehr Gerechtigkeit. Er will die Prämienregion ändern. Der Stadt-Land-Unterschied soll ausgeglichen werden und gerade in Trub müsste man dann mehr bezahlen und in Bern weniger. Sind sie für dieses Modell Berset?

Wenn man am Grundsatz festhalten will, dass Prämienunterschiede die Kostenunterschiede spiegeln, dann kann man nicht grundsätzlich dagegen sein. Aber es ist zum Beispiel im Kanton Bern so, dass die Verringerung der Prämienregionen-Zahl von drei auf zwei zu neuen Ungerechtigkeiten und zu absurden Ergebnissen führt. So ist eben Trub in der gleichen Kategorie wie die Stadt Bern. Das ist unschön. Also ein ideales System gibt es nicht.

Da haben Sie die Kritik aufgenommen, die die beiden Krankenkassenverbände Curafutura und Santésuisse haben. Diese sind gegen die Vorschläge von Berset, weil sie eben neue Ungerechtigkeiten befürchten. Sind Sie der gleichen Meinung wie die Verbände?

Wenn ich jetzt etwas träumen dürfte, würde ich sagen: Im Idealfall müssten eigentlich die Kosten und damit die Prämien überall gleich sein, nämlich dann, wenn alle Leute nur so viel in Anspruch nähmen, wie sie wirklich brauchen. Wie viel man braucht, ist ja nicht eine Frage des Wohnortes, sondern eine Frage des Gesundheitszustandes. Ich würde grundsätzlich Bersets Vorschlag befürworten, allerdings könnte man krasse Härtefälle korrigieren. In Prozenten ausgedrückt: 10 bis 15 Prozent Ungerechtigkeit. Ich wäre also nicht für eine 1:1-Umsetzung.

Das Gespräch führte Andrea Jaggi.

Veränderungen der Prämien nach der Anpassung

Gemeinde
Tatsächliche Durchschnittskosten
Durchschnittskosten in der Prämienregion
Prämienerhöhung in % in der neuen Prämienregion
Trub (BE)
2'3333'03510.5
Anniviers (VS)
2'505
2'9023.9
Duggingen (BL)
2'758
3'192
11.0
Ménières (FR)
2'289
2'289
7.4
Bergün/Bravuogn (GR)
2'322
2'686
10.4
Ermensee (LU)
1'858
2'395
14.7
Mosnang (SG)
1'930
2'517
2.9
Buch (SH)
2'238
2'707
5.9
Gnosca (TI)
2'501
3'236
4.2
Dättlikon (ZH)
1'734
2'842
4.9



Quelle: SASIS AG - Datenpool, Basis: Kostendaten 2015

Zur Person

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Porträt Locher
Legende: expertsante.ch

Der Berner Heinz Locher studierte an der Universität Bern Betriebswissenschaften und war in der Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern tätig. Er gilt als Fachmann für das Schweizer Gesundheitswesen und ist als Experte im Rahmen des Europarates, der Weltgesundheitsorganisation und bei Privatunternehmen tätig.

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