Schweizweit gab das Vorgehen des Kantons Jura zu reden: Die Regierung schrieb alle Buslinien neu aus. Der Grund: Unzufriedenheit mit Postauto. In ihrem Entscheid bestärkt wurden die Verantwortlichen durch den Postauto-Skandal.
Die Neuausschreibung führte zu einem harten Bieterkampf, bei dem auch ausländische Unternehmen mitmachten und Späher in den Jura schickten. Nun hat der Kanton Jura entschieden, wer den Zuschlag für die Buslinien erhält.
Erleichterung bei den Chauffeuren
Für die Chauffeure war die Ausschreibung ungemütlich: Sie wurden ausspioniert bei ihrer Arbeit, Unbekannte setzten sich zu den Chauffeuren und filmten von Endstation zu Endstation – und suchten so Informationen für die Konkurrenzofferten. Und die Postauto-Angestellten bangten um ihren Job.
Postauto hat schlicht die beste Offerte eingereicht.
«Nun sind wir erleichtert», sagt Chauffeur Raphael Marquis. Dass nun erneut Postauto zum Zug kam, hat mit dem Preis zu tun. Bislang wurden 20 Millionen Franken pro Jahr bezahlt – neu geht es vier Millionen Franken günstiger. Eine Million spart der Jura ein, drei Millionen Einsparungen sind es für den Bund.
Das wurde möglich, weil das Busnetz effizienter wird und weil Postauto noch einige Linien mehr erhält und damit ein regionales Unternehmen aussticht. «Postauto hat schlicht die beste Offerte eingereicht», sagt David Eray, Verkehrsdirektor des Kantons Jura. Die Postautos liessen nach dem Vergabeentscheid vor Freude die Hörner erklingen.
Keine Sozialpartnerschaft bei der Konkurrenz
Das Unternehmen Postauto setzte sich damit gegen Konkurrenten aus Spanien und Frankreich durch. Dass diese Konkurrenten es nicht geschafft haben, dürfte auch mit den Lohngarantien zu tun haben, sagt Sheila Winkler von der Gewerkschaft Syndicom, die sich stark für die Chauffeure engagiert hatte.
«Für uns ist massgebend, dass die Konzessionen dem einzigem Unternehmen gegeben werden, das einen Gesamtarbeitsvertrag hat», sagt Winkler. Alle anderen Bewerber hätten keinen GAV und keine Sozialpartnerschaft. «Es wäre in einer solchen Situation verheerend gewesen, einem dieser Unternehmen die Konzessionen zu geben.»
Ein Entscheid mit Signalwirkung
Für die ausländischen Anbieter heisst das: Sie kommen nicht voran in der Schweiz. Bislang sind nur wenige Buslinien in Genf in französischen Händen. Der Entscheid aus dem Jura dürfte deshalb Signalwirkung haben – auch für das Unterwallis, wo derzeit ebenfalls Linien ausgeschrieben sind.
Definitiv wird das Signal aus dem Jura aber erst sein, wenn die Beschwerdefrist ungenutzt verstrichen sein wird. Dann wird sich im Jura zumindest etwas ändern: Auf den jurassichen Strassen fahren künftig keine gelben Postautos, sondern rote Busse. Und auch die Uniformen und Haltestellen werden umgestaltet – der Jura wollte Kantonsfarben.