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Herzig oder diskriminierend? Die Zürcher Kampagne «Grosi an Bord»
Aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 01.06.2021. Bild: ZVG Stadt Zürich
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Verkehrs-Kampagne Zürcher Kampagne «Grosi an Bord»: Herzig oder diskriminierend?

Die Verkehrs-Kampagne mit der Grossmutter sei entwürdigend, finden zwei Frauen. Und fordern die Absetzung.

Es ist eine Kampagne, die auffällt im Zürcher Stadtbild: «Grosi an Bord» macht Werbung für mehr Freundlichkeit und Rücksicht im Verkehr. Die Aufforderung: So unterwegs sein, wie wenn die eigene Grossmutter dabei wäre. Aber die Figur «Grosi» bekommt Gegenwind. Zwei Zürcherinnen, selbst im Rentenalter, finden, dass diese Kampagne ältere Frauen entwürdige.

Grosi strickt – auf dem Steuerrad, mit grauen Haaren, die zu einem Dutt zusammengebunden sind. Auf der Nase trägt sie eine Brille und lächelt aus ihrem runden Gesicht. Auf einem anderen Bild sitzt sie in einem Fahrradkorb einer jungen Frau. Eine «herzige» Kunstfigur.

«Ältere Damen sind heute aktiv und vital»

Das sei ein No-Go, das gehe gar nicht, sagen Maria Dettwiler (69) und Beatrice Gaudenzi (68). «Diese Art von älteren Frauen gibt es gar nicht mehr. Eine ältere Frau ist heute aktiv und vital und muss sich sicher nicht in einem Fahrradkorb durch die Gegend fahren lassen», sagt Beatrice Gaudenzi.

Die pensionierte PR-Frau findet: Ältere Frauen seien eben nicht hilflos, wie das «Grosi», sondern eigenständig und selbstbewusst. Die grossangelegte Kampagne zementiere ein anderes Bild.

«Das Grosi ist eine Instanz, der man vertraut»

Die Plakate hängen seit der Lancierung 2019 vor allem in Stadtzürcher Bussen und Trams. Verantwortlich ist die Dienstabteilung Verkehr der Stadt Zürich, die im Auftrag der Zürcher Verkehrskonferenz die Kampagne gemacht hat. Dazu gehören zwölf Verkehrs- und Interessensverbände, etwa die Behindertenkonferenz Kanton Zürich, Pro Velo und ACS, TCS oder der VCS.

Heiko Ciceri, Mediensprecher bei der Stadt Zürich, schüttelt den Kopf über die Kritik, denn man habe sich bewusst für eine fiktive Grossmutter entschieden. Das Grosi entspreche durchaus gewissen Klischees, aber in erster Linie handle es sich um eine Kunstfigur. Die Darstellung sei positiv.

Das ‹Grosi› ist eine Instanz, der man vertraut und das kann einem zu einem richtigen Verhalten führen.
Autor: Heiko CiceriSprecher Dienstabteilung Verkehr, Stadt Zürich

Diese Antwort besänftigt Beatrice Gaudenzi nicht. Sie verlangt mit ihrer Mitstreiterin, dass die Kampagne sofort abgesetzt wird.

Man darf im 21. Jahrhundert, noch dazu im Jubeljahr des Frauen-Stimmrechts, eine ältere Frau so nicht darstellen.
Autor: Beatrice GaudenziRentnerin

Man nehme die Kritik ernst, heisst es von der Stadt, aber von einer Absetzung der Kampagne will Heiko Ciceri nichts wissen. Man habe auch viele positive Rückmeldungen bekommen.

SRF 1, Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 04.06.21, 06:31 Uhr;

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