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«Beim Singen fängt das Herz an zu strahlen»
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 18.02.2021. Bild: ZVG
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Verstummte Laienchöre Singverbot des Bundes schlägt aufs Gemüt

Seit Oktober dürfen Chöre wegen Corona nicht mehr zusammenkommen. Die Chormitglieder leiden.

«Singen befreit. Und macht gute Laune», dies sagt Benno Felder. Der 53-jährige Gemeindeschreiber aus Hitzkirch im Kanton Luzern ist passionierter Laiensänger. Er singt unter anderem im Hitzkircher Chor «Singspiration» . Nach einem strengen Arbeitstag eineinhalb Stunden lang mit dem Chor zu proben und Melodien zu singen, das tue einfach der Seele gut, sagt Benno Felder. Dieser Ausgleich fehlt. Schon lange.

Chorproben nach einem strengen Arbeitstag tun einfach der Seele gut.
Autor: Benno FelderLaiensänger

Seit Ende Oktober hat der Bund verordnet, dass die Chöre verstummen müssen. Es ist nicht das erste Mal seit Beginn der Pandemie. Schon im Frühling 2020 mussten die Chöre für längere Zeit pausieren.

Chor am Singen
Legende: Von Pop, Rock, russischen Volksliedern über finnische Weihnachslieder: Der Hitzkircher Chor «Singspiration» hat ein breites Repertoire – wenn er denn singen darf. ZVG

Diese Zwangspause ist auch für Lydia Barmettler schwierig. Die 37-jährige Bäuerin aus Kägiswil im Kanton Obwalden singt im Jodlerklub «Bärgsee Lungern».

Es wurde mir etwas weggenommen, was mir sehr wichtig ist.
Autor: Lydia BarmettlerJodlerin

Dass die wöchentliche Probe ausfällt, macht ihr zu schaffen: «Ich bin mit dem Naturjodel aufgewachsen. Mein Vater hat gejodelt, meine Mutter hat ebenfalls gesungen. Ich kann fast nicht beschreiben, was es bei mir auslöst, wenn ich nicht singen darf. Trauer auf jeden Fall». Es werde ihr etwas weggenommen, was ihr sehr wichtig sei.

Chor
Legende: Den Alpgottesdienst durfte der Jodlerklub «Bärgsee Lungern» im Juli 2020 noch durchführen. Das anschliessende Beisammensein bei «Bratchäs» (Käseschnitte) und «Cheli» (Kaffee mit Schnaps) wurde abgesagt. ZVG

«Beim Singen geht bei mir die Seele auf, das Herz fängt an zu strahlen», sagt Lydia Barmettler.

Singen ist gut für Körper und Geist

Dass Singen gut fürs Gemüt ist, wie das Lydia Barmettler und Benno Felder empfinden, sei nicht nur ein Gefühl, sagt Valentin Gloor. Er ist Profisänger und Direktor der Hochschule Luzern Musik. Es gäbe mehrere Studien, die belegen, dass Singen nicht nur körperlich, sondern auch für die Psyche gesund sei. «Es ist nachgewiesen, dass Singen bestimmte Hormone ausschüttet, welche das Zusammengehörigkeitsgefühl fördern», sagt Valentin Gloor. Man habe auch die Herzfrequenzen untersucht. Man habe dabei festgestellt, dass Leute, die singen, einen niedrigeren Puls haben, also einen ausgeglicheneren Ruhepuls.

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Valentin Gloor: «Singen ist für Körper und Psyche gesund.»
aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 18.02.2021. Bild: Ingo Höhn
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Im Chor singt man gemeinsam Melodien, synchronisiert sich. «Es ist ebenfalls wissenschaftlich erwiesen, dass dieses gemeinsame Singen eine Auswirkung auf die psychische Gesundheit hat», sagt Valentin Gloor.

Wenn jemand regelmässig im Chor singe und dies wie jetzt wegen der Pandemie wegfalle, dann könne das zu einer gewissen Verlorenheit führen: «Es kommt die Sehnsucht nach diesem Gefühl der Gemeinschaft auf.»

Singen im Auto, Jodeln über die Berge hinweg

Benno Felder erzählt, dass sein Chor «Singspiration» versucht habe, Onlineproben durchzuführen. Aber: «Am PC singen, das ist sowas von trostlos.» Da tröste er sich lieber damit, Musik zu hören oder ab und zu mal alleine im Auto zu singen.

Lydia Barmettler nimmt immer mal wieder auf ihrem Bauernhof die Noten zur Hand. «Wenn der Moment passt, zum Beispiel beim Heuen, dann muss ich einfach auch mal einen Juiz über die Berge hinweg schicken». Juizen trotz allem – das sei ihre Art und Weise, die momentane Situation zu verarbeiten.

Finanzielle Auswirkungen für die Laienchöre

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Laut der Schweizerischen Chorvereinigung ist es noch nicht absehbar, wie gravierend die finanziellen Einbussen sein werden. Viele Ensembles versuchten mit allen Kräften, die Vereine am Leben zu halten. Allerdings: Die finanziellen Verluste wegen fehlender Einnahmen aus Veranstaltungen könnten nur zu einem Teil durch Ausfallentschädigungen wettgemacht werden. Es sei ein ganzes Jahr verloren – und die kommende Saison 21/22 lasse sich kaum planen, heisst es auf Anfrage von SRF News bei der Schweizerischen Chorvereinigung.

Regionaljournal Zentralschweiz, 19.02.2021, 17:30 Uhr

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