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Vertrauen ausgenutzt Fust-Mitarbeiter nehmen betagte Kundin aus

Einen Computer zum Spielen wollte die 88-jährige Kundin. Verkauft wurde ihr ein Gerät für über 4000 Franken.

Judith Kaufmann ärgert sich: Ihre Schwiegermutter suchte Hilfe in einer Fust-Filiale und wurde hemmungslos ausgenützt: «Eine seriöse Bedarfsanalyse sieht anders aus», sagt die Schwiegertochter. «Wenn eine über 80-jährige Kundin sagt, ich brauche einen Computer um Spiele zu spielen, dann frage ich doch: Welche Spiele? Ich gehe nicht davon aus, dass eine 80-jährige Oma Fortnite spielt. Sie spielt Solitaire, Patience, dafür reicht ein Computer für 600 Franken.»

Teurer Computer – kurze Lebensdauer

Doch der Fust-Verkäufer sah das anders, er verkaufte der betagten Dame einen Computer für über 2000 Franken plus Monitor und Zubehör. Dazu kommen Kosten für die Installation und Recyclinggebühren. Insgesamt kostete der Computer 4187 Franken. Und das ist noch nicht alles.

Das teure Gerät war eine Enttäuschung. Noch in der Garantiezeit fror auf dem Bildschirm das Bild ein. Nichts ging mehr. Elisabeth Segler suchte wieder in einer Fust-Filiale Hilfe. Ein Fust-Mitarbeiter kam in ihre Wohnung und schaute sich den Computer an. Elisabeth Segler erinnert sich: «Er fragte mich, ob ich ihn reparieren lassen oder einen neuen möchte.»

Eine Reparatur würde länger dauern, den neuen Computer hätte sie sofort. Der Fust-Verkäufer verkauft Elisabeth Segler ein zweites teures Gerät und das, obwohl beim alten noch die Garantie lief.

«Sie hat nicht mehr gegessen, weil sie sparen wollte»

Sie zahlte nochmals 2000 Franken. Insgesamt hat sie Fust jetzt rund 6000 Franken hingeblättert. Erst später realisierte sie, dass dies gar nicht nötig gewesen wäre: «Ich habe mich beschissen gefühlt. Ich bin eine alte Frau, komme nicht mehr draus, und die machen einfach, was für sie am besten ist.»

Elisabeth Seglers Konto geriet ins Minus, sie konnte nicht mehr schlafen, die Situation belastete sie sehr. Es kostete sie Überwindung, mit ihrer Schwiegertochter darüber zu sprechen. «Sie hat nicht mehr gegessen und das ist fatal bei alten Leuten. Sie wollte beim Essen sparen, damit das Geld für die Miete reicht.»

Das schreibt Fust zu den Vorkommnissen:

Judith Kaufmann wandte sich an Fust und beschwerte sich. Ohne Erfolg. Erst als «Kassensturz» eingreift, reagiert Fust und schreibt: «Das entspricht in keiner Weise unseren Qualitäts-Ansprüchen. Wir entschuldigen uns in aller Form bei der Kundin. Wir sind froh, dass wir eine Lösung finden konnten und haben den Kaufpreis eines Computers zurückerstattet.»

Kassensturz, 05.05.2020, 21.05 Uhr

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