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Uster setzt auf Inklusion Wahlhilfe in Leichter Sprache für alle Haushalte

Eine neue Broschüre unterstützt sprachlich Schwache beim Wählen. Allerdings erst in zwei Zürcher Gemeinden.

Rund 16 Prozent der Menschen in der Schweiz verstehen einfache Texte nicht. Das zeigt eine Studie des Bundesamts für Statistik. Damit auch diese Menschen am 20. Oktober bei den nationalen Wahlen mitmachen können, hat die Stadt Uster eine Wahlanleitung in Leichter Sprache an alle Haushalte verteilt, insgesamt 18'000 Exemplare.

Die Stadt erhoffe sich davon eine höhere Wahlbeteiligung, sagt Christian Zwinggi. Er ist bei der Stadt Uster unter anderem für die Inklusion zuständig. Also dafür, dass alle Menschen, auch solche mit einer Behinderung, am öffentlichen Leben teilnehmen können. «Wir wollen die Stadt für alle sein, die Inklusion leben und sie weiterentwickeln», sagt Zwinggi.

Ein Wort wie «Zustellfrist» verstehen nicht alle

Darum gibt es nun, als eine von mehreren Massnahmen, die 36-seitige Wahlanleitung in Leichter Sprache. Die Broschüre erklärt das Wahlprozedere Schritt für Schritt, mit vielen Bildern und in Leichter Sprache. So werden etwa nur Hauptsätze und keine Fremdwörter verwendet. Erstellt hat die Broschüre das Unternehmen Capito Zürich, es ist spezialisiert auf barrierefreie Kommunikation.

Wählen in Leichter Sprache zu erklären bedeute vor allem vereinfachen, sagt Bettina Nagler, Geschäftsführerin von Capito Zürich . Ein Beispiel: «Verpassen Sie die Zustellfrist nicht» sei sprachlich viel schwieriger zu verstehen als «Werfen Sie das Couvert bis am 15. Oktober in den Briefkasten». Die Herausforderung sei zu entscheiden, was weggelassen werden könne und zu erkennen, was erklärt werden müsse.

Neben Uster hat auch Bülach solche Wahlanleitungen in Leichter Sprache verschickt. Es bleibt den Zürcher Gemeinden überlassen, ob sie ihre Bürgerinnen und Bürger auf diese Weise beim Wählen unterstützen wollen.

Braucht es wirklich Zusatzangebote?

Der Kanton verteilt keine solchen Anleitungen, er sieht dazu aktuell keinen Handlungsbedarf, heisst es auf Anfrage des «Regionaljournal Zürich Schaffhausen». Es gebe nämlich bereits viele gute Angebote, sagt Stephan Ziegler, Leiter des Wahl- und Abstimmungsbüros Kanton Zürich: «Es gibt etwa die Wahlanleitungen der Bundeskanzlei oder gute Erklärvideos.»

Ein Nachteil der neuen Angebote von Uster und Bülach sei zudem, dass sie nicht zusammen mit den offiziellen Wahlunterlagen verschickt werden dürfen. Das sei nicht optimal, gibt Ziegler zu bedenken. Bessere Wahlinformationen aufzubereiten und zu verteilen, sei aber eine Aufgabe, die der Kanton laufend verfolge.

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