Auch die nächsten vier Jahre möchte der SP-Kandidat Daniel Jositsch den Kanton Zürich im Ständerat vertreten. Der Strafrechtsprofessor stellt sich zur Wiederwahl und will den Angriffen auf seine Person und Politik trotzen. Jositsch ist bekannt als «rechter Linker», denn er ist häufig nicht auf Parteilinie, hat sich etwa für tiefere Unternehmenssteuern eingesetzt. Bei Themen wie Sozialpolitik oder Gleichstellung tickt er aber wie seine Partei. Mit dieser Politik hat er viel Erfolg, seine Chancen auf Wiederwahl sind gut. Die beiden Kandidatinnen Marionna Schlatter (Grüne) und Tiana Moser (GLP) könnten ihn jedoch einige Stimmen kosten.
SRF News: Diese Woche sagte der Nationalrat Ja zu zwei Wochen Vaterschaftsurlaub, ein Kompromiss zwischen Links und Rechts. Bringen diese zwei Wochen etwas?
Daniel Jositsch: Die bringen sicher etwas, ein Schritt in die richtige Richtung. Nur ein Tag Vaterschaftsurlaub, so wie das heute ist, das ist illusorisch. Ich persönlich befürworte das Modell Familienurlaub mit 28 Wochen Elternzeit. Für die Finanzierung müssen wir uns überlegen, was der Staat übernimmt. Die Bevölkerung schrumpft, ein wesentlicher Grund dafür ist die Schwierigkeit, Familie mit Beruf zu vereinbaren. Darum braucht es bessere Systeme für familienergänzende Betreuung wie etwa Tagesschulen. Und die Möglichkeit, dass Väter ihren Teil übernehmen können. Vaterschaftsurlaub respektive Elternzeit gehören da einfach dazu.
Der andere Zürcher im Ständerat, Ruedi Noser, redet von der erfolgreichsten Legislatur für den Kanton Zürich. Sind Sie auch so euphorisch?
Ich würde vielleicht nicht diesen Superlativ verwenden, aber wir als Ständeräte haben sicher einiges für den Kanton Zürich erreicht: Den Finanzausgleich oder die AHV-Steuervorlage, das vierte Gleis am Bahnhof Stadelhofen, das Forschungsprogramm «Horizon 2020», das von gigantischer Bedeutung ist für den Standort Zürich. Zudem habe ich persönlich noch einen Vorstoss zum Schutz von Einrichtungen religiöser Minderheiten gemacht, der durchgekommen ist.
Die kommende Wahl gilt als «Klimawahl». Auf Ihrer Homepage ist das Klima nicht bei den wichtigsten Themen. Zur Umweltpolitik schreiben Sie: «Die Umsetzung muss wirtschaftsverträglich sein.» Das klingt nicht sehr progressiv.
Nein, das klingt nicht sehr progressiv, aber Klimafragen generell waren der Grund, warum ich politisch aktiv geworden bin. In den 80ern war ich zuerst bei den Grünen, Ökologie gehört immer noch zu meinen Hauptanliegen. Was ich seither gelernt habe: Damit diese Anliegen Erfolg haben, darf man nicht vernachlässigen, dass die Leute Arbeitsplätze brauchen, dass sie sozialverträglich sein müssen. Das ist nicht radikal, das ist nicht spektakulär, aber es ist zielorientiert.
Das Interview führte Hans-Peter Küenzi. Sie finden das ganze Gespräch im Audiofile.