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Gefahr durch Dolmetscher?
Aus Tagesschau vom 16.11.2014.
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Schweiz Wie neutral arbeiten die eritreischen Dolmetscher?

Fast 10'000 Eritreer sind in der Schweiz im Asyl-Prozess. Für ihre Verfahren braucht es Dolmetscher. Doch sind diese unabhängig? In den Niederlanden wurden im Sommer drei eritreische Dolmetscher entlassen. Der Vorwurf: Sie seien Spitzel des Regimes. Könnte dies auch in der Schweiz der Fall sein?

Said Saleh ist anerkannter Flüchtling aus Eritrea. Der 32-Jährige engagiert sich in Zürich als Oppositioneller gegen den eritreischen Diktator Isayas Afewerki.

Saleh hegt den Verdacht, dass es in der Schweiz Personen gibt, die im Dienste des eritreischen Regimes stehen. Konkretes Beispiel: Auf Bildern von einem Anlass der Einheitspartei des eritreischen Diktators im Kanton Zürich vor drei Jahren erkennt Saleh eine Person, die heute für die Asyl-Organisation in Zürich dolmetscht. Saleh ist sicher: Die Person ist kein Einzelfall. «Diese Personen haben eine Doppelrolle – einerseits für die Regierung, andererseits für die Flüchtlinge. Die Flüchtlinge haben Angst von diesen Leuten. Aber sie haben keine Wahl und Alternative.»

Auf Anfrage der Tagesschau betont die Asyl Organisation Zürich, die Vorwürfe seien ihr neu. «Wir nehmen diese selbstverständlich ernst und werden sie prüfen.» Die beschuldigte Person betont am Telefon, «neutral» zu dolmetschen und «nichts mit dem Regime in Eritrea zu tun» zu haben. Am Anlass im Kanton Zürich will die Person nur die Unabhängigkeit Eritreas gefeiert haben.

BFM: «Wenige Einzelfälle»

Beim Bundesamt für Migration arbeiten derzeit 30 Dolmetscher in Tigrinya, der Hauptsprache in Eritrea. Ein Spitzel sei noch nie enttarnt worden. Entlassungen wegen politischer Befangenheit gebe es sehr wohl, sagt Mediensprecher Martin Reichlin. «Das kommt in wenigen Einzelfällen pro Jahr vor.»

Das BFM trenne sich immer dann von Dolmetschern, wenn das Vertrauen in die Unabhängigkeit und Neutralität nicht mehr gegeben sei.

Dolmetscherin Barbara Ackermann vom Schweizer Arbeiterhilfswerk in Schaffhausen befürchtet, dass auch in der Schweiz Spitzel getarnt als Dolmetscher tätig sind. Sie hofft, nie einen zu enttarnen.

Auch sie habe bereits Fälle gehabt, in denen sie Dolmetscher entlassen musste, erzählt Ackermann. «Das hatte aber keine politischen Gründe. Der Dolmetscher verstand seine Rolle nicht und war übergriffig gegenüber Klienten.»

Als vertrauensbildende Massnahme schlägt Ackermann vor, Asylbefragungen künftig elektronisch aufzuzeichnen. Heute werden sie nur schriftlich protokolliert.

Der eritreische Oppositionelle Said Saleh hofft, das die Schweizer Berhörden künftig noch genauer darauf achten, dass eritreische Dolmetscher unabhängig sind.

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