- Für Velofahrer bis zum Alter von zwölf Jahren möchte der Bundesrat die Trottoirs freigeben.
- Unfall- und Verkehrsexperten warnen jedoch: Dies sei zu unsicher.
- Würden Kinder bis zu zwölf Jahren also wirklich in angepasstem Tempo über Gehwege fahren?
Aufs Velo steigen und kräftig in die Pedale treten, so macht Velofahren den Kindern Spass. Doch Velofahren auf Strassen ohne Velostreifen ist für Kinder nicht einfach, vor allem wenn sie noch unsicher sind auf dem Rad. Statistiken zeigen zudem, dass weniger Kinder auf Velos fahren als auch schon.
Viele Strassen für Kinder zu gefährlich
Als Gegenmassnahme hat der Bundesrat vorgeschlagen, Kindern bis zwölf Jahren das Velofahren auf den Trottoirs freizugeben. Doch das sei zu unsicher, finden Verkehrs- und Unfallexperten. Jetzt zeichnet sich ein Kompromiss ab.
Wer sagt, das solle man nicht tun, der hat wahrscheinlich keine eigenen Kinder.
Viele Strassen seien für Kinder eben zu gefährlich, sagt SP-Nationalrat und Pro-Velo-Präsident Matthias Aebischer. Darum müsse man ihnen das Velofahren auf dem Trottoir erlauben: «Wer sagt, das solle man nicht tun, der hat wahrscheinlich keine eigenen Kinder. Denn Kinder fahren sehr unsicher auf dem Velo und wenn es keine Velostreifen hat, gehören sie aufs Trottoir.»
Sorgen um die Fussgänger
Sicherheit ist aber auch das Argument der Gegner. Zum Beispiel sorgt sich der Verband Fussverkehr Schweiz um die Fussgänger und hat sogar eine Petition eingereicht mit dem Titel, «Rettet das Trottoir». Präsident ist mit Thomas Hardegger ebenfalls ein SP-Nationalrat.
Auch die Beratungsstelle für Unfallverhütung findet die Idee schlecht, weil grössere Kinder auf Velos gefährlich seien für Fussgänger.
Problem für Autofahrer
Und auch vom sonst so velofreundlichen Verkehrsclub VCS kommt ein Nein, weil das Trottoir für Kinder mit Velo nur scheinbar sicherer sei – so VCS-Experte Michael Rytz: «Das Problem ist, dass die Kinder bis zu zwölf Jahren mit einer gewissen Geschwindigkeit unterwegs sind. Dabei passieren sie auch Garagenzufahrten oder Einfahrten und man hat als Autofahrer so nur wenig Zeit, dass Velo rechtzeitig wahrzunehmen.»
Das Problem ist, dass die Kinder bis zu zwölf Jahren mit einer gewissen Geschwindigkeit unterwegs sind.
Solche Argumentationen sind Matthias Aebischer von Pro Velo zu einseitig: «Wenn sie mit solchen Argumenten kommen, dann können sie auch sagen ‹Alle Kinder sollen auf der Strasse fahren – auch wenn es keine Velostreifen oder Velowege hat. Wir gehen das Risiko ein, dass ein Lastwagen ein Kind überfährt›».
SP-Vorschlag mit Potential
So verhärtet, wie es tönt, sind die Fronten aber nicht. Das zeigt sich bei den Stellungnahmen der Bundesratsparteien. Sie begrüssen zwar die Idee grundsätzlich, auch schulpflichtigen Kindern das Velofahren auf dem Trottoir zu gestatten. Die Parteien werfen aber zum Teil die Frage auf, ob zwölfjährige Kinder dort denn wirklich in angepasstem Tempo fahren würden.
Die SP regt an, der Bundesrat solle die Grenze zwölf Jahre noch einmal überdenken. Ein Vorschlag mit Potential: Die Velo-Lobby lässt nämlich durchblicken, dass man auch mit einer Altersgrenze zehn leben könnte.
«Altersgrenze von zwölf Jahren ist definitiv zu hoch»
Und Thomas Hardegger von Fussverkehr Schweiz sagt: «Wir könnten uns durchaus auch mit acht Jahren anfreunden. Allenfalls auch mit neun Jahren, wenn das einen Sinn ergibt – eine gute Möglichkeit mit dem Verkehrsunterricht zu koordinieren. Aber die Altersgrenze von zwölf Jahren ist definitiv zu hoch.»
Wir könnten uns durchaus auch mit acht Jahren anfreunden.
Acht-, neun- oder zehnjährig – irgendwo hier könnten wir uns finden, lautet also das Signal. Empfangen müsste es der Bundesrat, denn er entscheidet in den nächsten Monaten abschliessend, bis wann die Kids mit dem Velo künftig aufs Trottoir dürfen.