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Tigermücke auf der Haut
Legende: Im Sommer 2003 erstmals in der Schweiz gesichtet: Die Zika übertragende Tigermücke. Keystone
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Schweiz «Zika-Übertragung in der Schweiz möglich»

Mit Beginn des warmen Frühlingswetters werden in Europa zwei Mücken-Arten aktiv, die das Zika-Virus übertragen können. Eine davon gibt es auch bei uns: Im Tessin sirrt die Tigermücke durch die Luft. Unterdessen berichten US-Forscher von der Möglichkeit den Virus schneller nachzuweisen.

Die Tigermücke kam unbemerkt über die Grenze. Von Asien her über Italien in die Schweiz. Und das bereits vor etwa zehn Jahren.

Mit Warenlieferungen eingeschleppt

«Sie ist wahrscheinlich mit Reifenlieferungen oder mit anderen Warenlieferungen nach Europa gekommen», schildert Patrick Mathys, Leiter der Selektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit im Bundesamt für Gesundheit die lange Reise der Tigermücke.

Und just diese Mücke ist auch in der Lage, das Zika-Virus zu übertragen. Jenen Krankheitserreger also, der bislang vor allem in Ländern Südamerikas verbreitet ist, und bei Säuglingen zu Schädelfehlbildungen führen kann.

Es ist durchaus möglich, dass es zu Übertragungen in der Schweiz kommen könnte
Autor: Patrick MathysBundesamt für Gesundheit

«Es ist durchaus möglich, dass es zu Übertragungen in der Schweiz kommen könnte», erklärt Mathys. Gleichzeitig betont er aber: «Das Risiko schätzen wir allerdings nach wie vor als äusserst klein ein.»

Die Tigermücke im Tessin wird bereits seit längerem überwacht und bekämpft. Weitere Massnahmen seien derzeit nicht nötig, meint Mathys. Und von einer Zika-Ansteckung durch eine Mücke in der Schweiz sei nichts bekannt. «Es ist auch in Europa noch an keinem Ort zu einer bestätigten Übertragung durch eine Mücke gekommen.»

Von Medizinern beraten lassen

Das grösste Risiko sei nach wie vor der Import eines Zika-Falles, sagt Mathys: «Wir haben aktuell 15 Labor-bestätigte Zika-Fälle.» Bis heute wurden in der Schweiz insgesamt 38 Zika-Verdachtsfälle registriert.

Die Haupt-Risiko-Gruppe seien schwangere Frauen oder Frauen, die eine Schwangerschaft planten. «Schwangere Frauen, denke ich, sollten im Moment nicht in betroffene Gebiete reisen oder sich wenigstens sehr gut von einem Arzt oder einer Ärztin beraten lassen», rät Mathys. Für andere reiche ein guter Mückenschutz.

Forscher entwickeln neuen Test

Forscher in den USA haben unterdessen einen einfachen und preiswerten Test für den Nachweis des Virus entwickelt. Dabei wird eine Scheibe aus Papier zur Untersuchung von Blut-, Speichel- oder Urinproben benutzt, wie die Wissenschaftler der Harvard-Universität erklären. Verfärbt sich die Scheibe violett, liegt das Virus vor.

Der nun entwickelte Test kann den Angaben zufolge das Virus auch dann feststellen, wenn es in relativ niedrigen Konzentrationen vorkommt. Dies unterscheide ihn von bisherigen Testverfahren. In Blut, Speichel und Urin seien die Konzentrationen des Virus normalerweise extrem niedrig.

Über 1200 Mikrozephalie-Fälle in Brasilien

Das von der Ägyptischen Tigermücke (Aedes aegypti) übertragene Zika-Virus grassiert derzeit vor allem in Südamerika. Besonders betroffen ist Brasilien: Das Land registrierte seit dem Ausbruch der Zika-Epidemie im Oktober vergangenen Jahres 1271 Fälle von Mikrozephalie bei Babys. Wie das Gesundheitsministerium jüngst ausserdem mitteilte, starben mindestens 57 Babys an dem schweren Defekt. Bei weiteren 178 Todesfällen werde ein Zusammenhang vermutet.

Normalerweise gibt es in Brasilien jährlich rund 150 Fälle von Mikrozephalie - dabei haben die Neugeborenen einen abnormal kleinen Kopf und häufig auch schwere Hirnschäden. Das Zika-Virus löst nach Angaben von US-Wissenschaftlern Mikrozephalie bei Babys aus und gilt damit für Schwangere als besonders gefährlich. Zudem kann das Virus die schwere Nervenkrankheit namens Guillain-Barré-Syndrom verursachen.

Audio
Spaziergang durch den Zika-Wald, den Ursprungsort des Virus
aus SRF 4 News aktuell vom 28.04.2016. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 48 Sekunden.

Linderung dank Bakterium

Durch die Infektion von Mücken mit einem Bakterium kann einer Studie zufolge die Übertragung des Zika-Virus verhindert werden. Mit dem Bakterium Wolbachia infizierte Mücken trugen weniger Teile des Zika-Virus in sich, so dass die Übertragung der Krankheit auf den Menschen erschwert wurde, wie aus einer kürzlich in der Zeitschrift «Cell Host & Microbe» veröffentlichten brasilianische Studie hervorgeht.

Die Forscher setzen nun darauf, Mücken mit dem Bakterium anzustecken und diese auszusetzen. Sie sollen sich dann mit wilden Mücken paaren und das Bakterium weiterverbreiten. Die Hoffnung sei, dass die infizierten Mücken andere Mücken verdrängten, erläuterte Studienautor Luciano Moreira von der Oswaldo Cruz Foundation in Rio de Janeiro.

Nicht hundertprozentig wirksam

Bislang hatten Forscher befürchtet, dass durch die Infektion der Mücken mit dem Bakterium Wolbachia andere Krankheiten leichter übertragen würden. Die neuen Studienergebnisse hätten diese Bedenken entkräftet, sagte Jason Rasgon, Insektenforscher an der Penn State University.

Moreira warnte, dass die Strategie, Mücken mit dem Bakterium zu infizieren, nicht hundertprozentig wirksam sei. Sie solle in Verbindung mit anderen Massnahmen zur Mückenabwehr genutzt werden.

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