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Zwischen den Fronten Das IKRK fordert von der Schweiz mehr Engagement

Die Schweiz könnte mehr tun für die humanitäre Hilfe und mehr Flüchtlinge aufnehmen, findet IKRK-Präsident Peter Maurer.

Es sind die Orte auf der Welt, wo keiner freiwillig hinmöchte. Dort – in den schlimmsten Konfliktgebieten der Welt, leistet das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) Nothilfe für die Zivilbevölkerung. Nothilfe für die Menschen, die zwischen kriegerische Fronten geraten sind.

Das kostet – und zwar viel. Und weil viele Länder knapp bei Kasse sind, kämpft das IKRK ständig um die nötigen Mittel. Tatsächlich unterstützt der Bund das IKRK mit fast 150 Millionen Franken im Jahr.

Aber es könnten mehr sein, sagt IKRK-Präsident Peter Maurer in der «Samstagsrundschau». Die Schweiz sei heute nur noch die fünftgrösste Beitragszahlerin beim Roten Kreuz: «Andere Länder haben die Schweiz überholt und unterstützen die Art und Weise einer neutralen und unabhängigen Arbeit, wie das das IKRK repräsentiert, grosszügiger. Ich hoffe, dass dies in Zukunft in der Schweiz wieder möglich sein wird», sagt Peter Maurer.

Die Schweiz profitiert vom Roten Kreuz

Die Unterstützung der Schweiz besteht aus zwei Teilen: Einerseits zahlt die Schweiz jährlich 80 Millionen für den Unterhalt des IKRK-Hauptsitzes in Genf. Andererseits beteiligt sich der Bund mit 60 Millionen Franken an humanitären Einsätzen des IKRK.

Letztlich profitiere die Schweiz sogar vom Roten Kreuz, sagt Maurer. Auf der einen Seite durch den Imagegewinn, weil das IKRK seinen Sitz in der Schweiz hat. Auf der anderen Seite durch Steuerzahlungen des Roten Kreuzes.

IKRK-Auto in Syriem im Einsatz.
Legende: Syrien ist derzeit der bekannteste Konfliktherd: die Zivilbevölkerung ist auf humanitäre Hilfe von aussen angewiesen. Keystone

Deshalb fordert der IKRK-Präsident die Schweiz zu mehr Engagement für die humanitäre Hilfe auf. Er hoffe, dass politische Gespräche mit der Schweiz in den nächsten Monaten intensiviert werden könnten, um neben der finanziellen Unterstützung zusätzlich andere Unterstützung abzuholen.

Maurer fordert aktivere Flüchtlingspolitik

Dabei wünscht sich Maurer auch eine Zusammenarbeit mit der Schweizer Wirtschaft. Weiter fordert der IKRK-Präsident von der Schweiz, aber auch von den EU-Staaten eine aktivere Flüchtlingspolitik. «Alle, die sich mit dem Problem befassen, wissen, dass Europa, die Schweiz und jedes einzelne Land in Europa mehr machen könnten», ist Maurer überzeugt. Konkret sollten die Schweiz und die EU mehr Flüchtlinge aufnehmen, so Maurer.

Der IKRK-Präsident kritisiert in der «Samstagsrundschau» auch Bundesrat und Parlament, weil diese in Zukunft Schweizer Kriegsmaterial-Exporte in Bürgerkriegsländer erlauben wollen. Diese Politik widerspreche der humanitären Tradition der Schweiz.

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