Yannick Baschung war Anfang 20, als er seinen ersten schweren Arbeitsunfall hatte: Ausgerutscht, eingeklemmt, das Knie schwer verletzt. Ein ganzes Jahr lang konnte er nicht arbeiten, Schmerzen hat er immer noch. Aber aufhören mit dieser Arbeit?

«Nein», sagt der junge Forstwart in Münster im Oberwallis. «Die Leidenschaft ist gross.» Er habe sich zurückgekämpft und wolle den Beruf ausüben, solange es gehe. «Ich hoffe, es passiert nichts mehr.»
In den steilen Hängen des Goms im Wallis tragen die Forstarbeiter genagelte Schuhe. «Ausrutschen kann verheerend sein, wenn man eine laufende Motorsäge in der Hand hält», sagt Förster Dani Asserson. «Das kann ins Bein oder in den Hals gehen, oder wo auch immer.»
Die Forstwarte tragen zudem Kleider in Signalfarbe, Gehörschutz und einen Helm mit Visier. Und: Schnittschutzhosen. Dani Asserson erklärt: «Wenn man in sie hineinsägt, wickeln sich die Fäden um die Kette und blockieren die Säge.»

Auch wenn es keine Unfälle gibt – das Arbeiten in steilem Gelände, mit schwerem Werkzeug und bei jedem Wetter belastet die Gelenke: Knie, Schultern, Rücken.
Salat zum Zmittag
Szenenwechsel: In ihrem Büro treffen wir Christina Giesch, Direktorin des Verbands Walliser Wald. Sie erzählt von einer Umfrage unter Forstbetrieben zum Alter der Angestellten. «Bei den Forstwarten war das Durchschnittsalter 26 Jahre, also extrem jung», sagt Christina Giesch. Das war vor zwölf Jahren. Der Verband hat reagiert.
Man hat mit faulen Tomaten nach mir geschmissen.
Die Gesundheit der Arbeitnehmer wurde zur Priorität erklärt, damit sie länger im Beruf bleiben können. Unter anderem wurde die Ernährung thematisiert; wer im Wald leistungsfähig bleiben will, muss genug trinken und sich ausgewogen ernähren. Sogar Rezepttipps gab der Verband den Forstarbeitern, damit sie ihr Picknick auch mal mit einem Salat ergänzen. Das kam nicht immer gut an.
«Vor ein paar Jahren hat man mit faulen Tomaten nach mir geschmissen, wenn ich so etwas erwähnt habe», schmunzelt Verbandsdirektorin Giesch. Heute bessere sich das langsam. Und noch etwas: Das Durchschnittsalter der Förster im Wallis ist um ein paar Jahre gestiegen.
Weniger tödliche Unfälle
Seit neun Jahren gibt es in der Suva-Klinik in Sitten ein Angebot für Forstarbeiterinnen und Forstarbeiter: Sie können einen Gesundheits-Check und einen Fitnesstest absolvieren. Über zwei Drittel der Mitarbeiter in Walliser Forstrevieren haben bereits mitgemacht. «Im Allgemeinen ist der Gesundheitszustand der Getesteten gut», sagt Suva-Sicherheitsspezialist Luca Giacometti. Bei der Ernährung habe man Verbesserungspotenzial festgestellt.
Gesundheitsförderung und Arbeitssicherheit werden zunehmend ein Thema, bereits in der Ausbildung der Förster. Das sei auch dringend nötig, sagt Luca Giacometti von der Suva. Jeder Dritte verunfallt statistisch gesehen einmal pro Jahr, deutlich mehr als in anderen Berufen.
Immerhin gibt es im Wald heute weniger tödliche Unfälle als noch vor zehn Jahren. Das sei das Wichtigste, sagt der Sicherheitsspezialist: «Wenn man die schwersten Unfälle im Griff hat, kann man bei den leichteren ansetzen.» Letztes Jahr habe man es fast geschafft, «auf die magische Zahl Null» zu kommen.
Es gibt nichts Schöneres, als Forstwart zu sein.
Warum eigentlich nehmen Menschen die Unfallgefahr auf sich, dazu die Strapazen des Arbeitens auch in steilen Hängen, bei jedem Wetter?
«Man ist den ganzen Tag draussen, man kann holzen, hat Maschinen um sich herum. Man hat Action, Adrenalin, man hat alles», sagt der junge Forstwart Yannick Baschung im Goms.
Sein Teamkollege Res Hobi ergänzt: «Es gibt nichts Schöneres, als Forstwart zu sein. Es müssen immer zwei auf Platz sein und zusammen mit einem guten Kollegen ist es das Beste, was es gibt.»
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