Viertel vor sieben Uhr morgens auf dem Bahnhof von Brig: Frauen und Männer mit Aktentaschen und Zeitungen unter dem Arm steigen in den Zug nach Bern ein. Unter ihnen der 43-jährige Ingenieur Christophe Urdieux. «Ich fahre drei- bis viermal die Woche nach Bern», sagt er, krempelt die Ärmel seines Hemdes hoch und sucht in der Tasche nach seinem iPad.
Pendeln als Bereicherung
Wie meist ruft er erstmal seine Emails ab oder liest online Zeitungen. Sein Weg von zuhause ins Büro dauert rund eineinhalb Stunden. Nicht wenig. Aber der Vater von drei Kindern pendelt freiwillig. Und sogar gern, wie er sagt: «Im Zug habe ich Zeit für mich, die ich daheim nicht habe. Ich sehe das nicht als verlorene Zeit, sondern auch als Bereicherung.»
Der Walliser pendelt mit einem kurzen Unterbruch seit zwölf Jahren. Für einen hochspezialisierten Berufsmann wie ihn – er plant grosse Telekommunikationsprojekte der SBB – gebe es in der näheren Umgebung wenig interessante Arbeitsstellen.
Typischer «Laptop-Nomade»
«In meinem Bereich ist die Berufslandschaft relativ klein. Hier im Wallis hätte ich nicht dieselben Möglichkeiten, wie ich sie in Bern habe», sagt Christophe Urdieux. Sein Beruf bringe einen grossen Vorteil: Er könne ihn überall ausüben. «Für mich spielt es keine Rolle, wo ich arbeite. Ich brauche nur einen Internet-Anschluss.»
Er ist ein wohl typischer Vertreter der mobilen Gesellschaft. Ein «Laptop-Nomade». Die haben im Wallis massiv zugenommen, seitdem der Lötschberg-Basistunnel im Dezember 2007 eröffnet wurde. Gemäss den neusten Zahlen des Bundes pendeln rund 1500 Walliserinnen und Walliser regelmässig in den Kanton Bern. Das sind über drei Mal mehr als vor 15 Jahren.
Die Familie, das Wetter, die Landschaft und die Berge sind für mich wichtige Gründe, warum ich abends zurück pendle.
Die Reisezeit hat sich durch den Basistunnel massiv verkürzt. Deshalb ist es für die meisten Walliser heute kein Thema mehr, den Wohnsitz in die Deutschschweiz zu verlegen. Das gilt auch für den SBB-Angestellten, der seine Familie nicht aus dem gewohnten Umfeld reissen möchte.
«Ich gehe immer wieder gerne nach Hause. Die Familie ist für viele Walliser zentral. Aber auch das Wetter, die Landschaft, die Berge sind für mich wichtige Gründe, warum ich abends zurückpendle.»
Christophe Urdieux packt seine Sachen zusammen. Der Zug fährt in Bern ein und entlässt hunderte von Walliser Arbeitskräften in den Arbeitsalltag.