Volksnah, direkt und hemdsärmelig: So gibt sich FDP-Präsident Philipp Müller. Ein Liberaler mit weisser Weste, ohne verfängliche Mandate. Quasi ein Prototyp der modernen FDP. Doch noch vor drei Jahren sagte Müller über seine Partei: «Es gab eine Zeit, da gab es Stimmen an der Basis, die sagten: Man muss sich beinahe schämen, in der FDP zu sein.»
Heute habe die FDP ein viel besseres Image, ist Müller überzeugt. Mit der nötigen Distanz zu Bankern oder Eliten. Und die Kasachstan-Affäre um Christa Markwalder? Das sei ein Einzelfall, sagt Müller. Und eine Banalität, die im Parlament auch nicht weiterverfolgt werde.
Mit Müller ist bei der FDP seit 3 Jahren ein neuer Kapitän am Ruder. Aber ein Dampfer mit 120'000 Mitgliedern ändert seinen Kurs nur langsam. Und doch ist es Müller gelungen, Änderungen einzuleiten. Beispiel Wachstum: Vom Mantra, Wachstum sei immer gut, seien die Freisinnigen weggekommen, sagt Müller.
So kommt es, dass er zwar wie früher Arbeitsplätze in der Wirtschaft verteidigt, in diesen Tagen aber ohne ein Wimpernzucken für einen massiven Stellenabbau in der Verwaltung einsteht. Mit der Erklärung: Auch wenn jede Stelle für den einzelnen wichtig sei - eine aufgeblähte Verwaltung sei ein Risiko für alle.
FDP auf Erfolgskurs gebracht
Müller hat in der FDP mit Tabus aufgeräumt. Hat Themen wie Asyl und Kriminalität unter Freisinnigen salonfähig gemacht.
Die FDP denkt unter Präsident Müller nicht nur, dass gewisse Formen und Auswüchse der Zuwanderung ein Problem sind. Sie sagt es nun deutlicher. Die klarere Positionierung hat hier das Profil der Partei geschärft.
Als Müller bei der FDP als Präsident einstieg, befand sich die Partei noch auf dem absteigenden Ast. In den letzten Monaten aber hat der frühere Autorennfahrer die Partei auf Erfolgskurs gebracht.
Im Aargau hat die FDP gar die SP überholt. In anderen Kantonen dazugewonnen. Einer von vielen Gründen sei: Die FDP vermittle mehr Lebensfreude. Man müsse gelegentlich mit andern über sich selber schmunzeln.
«Rendez-vous»-Serie «gesagt ist gesagt»
Hören Sie hier das ganze Porträt von Philipp Müller.
Kurzporträt
Philipp Müller (*1952), Generalbauunternehmer, gelernter Gipser/Stuckateur. 1996 bis 2004 Präsident der FDP Reinach, 1997 bis 2004 Mitglied des aargauischen Parlaments. 2003 in den Nationalrat gewählt. Seit 2003 Geschäftsleitungsmitglied der FDP Schweiz, seit 2012 deren Präsident. Hobbys: Fitness und Tennis. |