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Leere Stühle im Nationalrat
Legende: Damit im Nationalrat keine Stühle leer bleiben, werden sie mit einer bestimmten Formel den Kantonen zugewiesen. Keystone
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Wahlen 15 Warum der Aargau plötzlich mehr Nationalräte hat

Die Kantone Zürich, Aargau und Wallis haben bei den kommenden Wahlen mehr Nationalratssitze zu besetzen als noch vor vier Jahren. SRF News zeigt Ihnen, nach welchem Verfahren die Sitze auf die Kantone verteilt werden und welche Auswirkungen dies auf das Wahlergebnis vom 18. Oktober hat.

Bei den Nationalratswahlen muss jeder Kanton eine bestimmte Anzahl Sitze belegen. In Vergangenheit wurden diese im Zehnjahres-Takt neu verteilt. Das hat sich 2013 geändert. Jetzt werden die Sitze alle vier Jahre neu gemischt. Diese Regelung gilt bereits für die anstehenden Wahlen am 18. Oktober.

  • Was ist die Grundlage für die Sitzverteilung?

Die Sitze werden anhand der kantonalen und kommunalen Einwohnerregister vergeben. Diese Daten werden alle vier Jahre erhoben. Die Neuverteilung für die Wahlen 2019 findet aufgrund der Bevölkerungszahlen von Ende 2016 statt. Kantone mit dem grössten Bevölkerungszuwachs haben am ehesten Chancen auf zusätzliche Sitze.

  • Welche Personen werden gezählt?

Gezählt wird die ständige Wohnbevölkerung. Dazu gehören alle Schweizer, sowie Ausländer inklusive Diplomaten und Asylsuchende mit mindestens 12-monatigem Wohnsitz.

  • Wie erfolgt die Verteilung?

Die Verteilung der Sitze erfolgt nach dem sogenannten Bruchzahlsystem. Dieses Verfahren teilt die Bevölkerungszahl durch die Anzahl zu verteilender Sitze, was für jeden Kanton einen Verteilungswert gibt. Bei diesem werden die Zahlen vor und nach dem Komma getrennt behandelt. Die Zahl vor dem Komma bestimmt die garantierte Zahl der Sitze pro Kanton. Auf diese Weise werden aber nicht alle Sitze verteilt. Der Rest wird an die Kantone mit den grössten Zahlen hinter dem Komma verteilt, egal wie gross der Kanton ist.

Beispiel Bruchzahlsystem


Verteilungswert
Sitze garantiert
Restliche Sitze
Sitze gesamt
Kanton A
34,75340.75 = +1
35
Kanton B
25,13250.13 = 0
25
  • Gewinner und Verlierer

Gewinner der letzten Verteilrunde waren die Kantone Zürich, Aargau und Wallis. Sie haben je einen Sitz mehr bekommen. Die Bevölkerungszahlen in diesen Kantonen sind vor allem aufgrund der Zuwanderung aus der EU stark gewachsen. Da die Gesamtzahl von 200 Nationalratssitzen nicht angetastet wird, gehen die Gewinne der drei Kantone zulasten von Bern, Neuenburg und Solothurn.

Verschiebungen bei den Nationalratssitzen

Kanton
Sitze Wahlen 2015
Veränderung zu Wahlen 2011
Zürich35 Sitze+1 Sitz
Aargau16 Sitze+1 Sitz
Wallis8 Sitze+1 Sitz



Bern25 Sitze
-1 Sitz
Solothurn6 Sitze-1 Sitz
Neuenburg4 Sitze-1 Sitz
  • Was sind die Auswirkungen auf den Wahlkampf?

Gemäss dem Politologen Thomas Milic hat die Sitzverteilung keinen Einfluss auf den Wahlkampf 2015. Dieser würde in den betroffenen Kantonen ohnehin schon rege geführt, egal ob ein Sitz mehr oder weniger verfügbar sei. «Die Veränderung ist dafür zu gering.» Für Milic gilt aber: «Je mehr Sitze zu vergeben sind, desto breiter wird das Kandidatenfeld und desto mehr Listen gibt es.»

Der Politologe schätzt, dass zusätzliche Nationalratssitze vor allem für kleine Kantone einen Unterschied machen würden. In Kantonen, die nur ein Mandat zu vergeben haben, würde ein grösseres Sitzangebot zu einem aktiveren Wahlkampf mit mehr Kandidaten aus verschiedenen Parteien führen.

  • Was sind die Auswirkungen auf das Wahlergebnis?

Dass die Neuverteilung einen Effekt auf die diesjährigen Wahlen haben könnte, glaubt auch Daniel Bochsler nicht. Der Politologe vom Zentrum für Demokratie Aarau sagt: «Die betroffenen Kantone ticken nicht grundverschieden, parteipolitisch könnte sich das grosso Modo also ausgleichen.»

Auf Kantonsebene zeigt ein Blick nach Appenzell Ausserrhoden, dass eine geänderte Sitzverteilung durchaus Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Parlaments haben kann. Laut Bochsler hat der Kanton in diesem Jahr die Sitzverteilung auf die Gemeinden viel gerechter gestaltet.

Die kleinen Gemeinden, die bisher übervertreten waren, mussten Sitze an grössere Gemeinden abgeben. «Im Ergebnis ist der Ausserrhoder Kantonsrat vielfältiger geworden, mit einer stärkeren Linken und einer stärkeren SVP», sagt Bochsler. Parteilose Kandidaten, die ihre Stimmen vor allem in kleinen Gemeinden geholt hätten, hätten bei den Wahlen im April jedoch Sitze eingebüsst.

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