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9.7-Milliarden-Deal Novartis will Herzmittelfirma The Medicines übernehmen

  • Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will die US-Biotechnologiefirma The Medicines Company übernehmen.
  • Das hätten die Spitzen beider Unternehmen einstimmig beschlossen, teilte Novartis mit.
  • Das Geschäft soll voraussichtlich im ersten Quartal 2020 vollzogen werden.
  • Das erfolgreichste Medikament von The Medicines ist das cholesterinsenkende «Inclisiran» für Herzpatienten.

Man habe 85 Dollar je Medicines-Aktie angeboten, teilte Novartis mit. Finanziert werde die 9.7 Millirden Dollar teure Übernahme durch vorhandenes Kapital sowie durch kurz- und langfristige Darlehen.

Das erfolgreichste Medikament von The Medicines ist das cholesterinsenkende «Inclisiran» für Herzpatienten. Dieses könnte das wachsende Geschäft von Novartis mit seinem Herzinsuffizienz-Medikament «Entresto» ergänzen. Falls der Deal im ersten Quartal 2020 abgeschlossen ist, soll «Inclisiran» laut Novartis ab 2021 Gewinne einbringen. Es habe das Potenzial, eines der grössten Medikamente der Produktpalette zu werden.

Weitere grosse Einkäufe im Jahr 2019

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The Medicines ist nicht der erste grosse Einkauf des Schweizer Pharmakonzerns: In diesem Jahr zahlte das Unternehmen bis zu 5,3 Milliarden Dollar für Takedas «Xiidra», ein Medikament gegen trockene Augen. Im vergangenen Jahr kaufte der Pharmakonzern auch Endocyte mit Sitz in den USA für 2.1 Milliarden US-Dollar. Mit dem AveXis-Deal im letzten Jahr fügte Novartis die Gentherapie «Zolgensma» zu seinem Portfolio hinzu. Das Medikament ist aktuell mit 2.1 Millionen US-Dollar die teuerste einmalige Behandlung für spinale Muskelatrophie.

Der Kauf passt zur Unternehmensstrategie von Novartis-Chef Vas Narasimhan, durch Akquisitionen das Arzneimittelportfolio mit neuen Produkten und Technologien zu stärken. Ausserdem dürfte er dazu beitragen, das von Patentabläufen bedrohte Wachstum von Novartis zu stützen und zu ähnlichen Medikamenten konkurrenzfähig zu bleiben.

Einschätzung von Wirtschaftsredaktor Andi Lüscher

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Mit Medikamenten, Impfstoffen und Therapien lässt sich viel Geld verdienen. Ein einziges erfolgreiches Produkt, ein sogenannter Blockbuster, genügt, um über Jahre Gewinne einzufahren. Dies gelingt immer wieder auch kleineren Pharma-Unternehmen.

Roche und Novartis spielen in einer anderen Liga, sie gehören zu den wertvollsten Unternehmen der Welt. Damit das so bleibt, bedarf es zahlreicher Blockbuster in ihrem Portfolio. Und es braucht stetig neue, da die Umsätze und Margen nach Patentablauf (i.d.R. 10 Jahre nach Markteinführung) bei alten Produkten oft einbrechen. Alleine mit der eigenen Forschung und Entwicklung schaffen die Pharma-Multis dies nicht. Darum greifen sie am Markt zu, wenn sie erfolgsversprechende Produkte identifizieren. Das 10-Milliarden-Angebot von Novartis für eine kleine Firma mit einem cholesterinsenkenden Produkt mag auf den ersten Blick erstaunen, ist seit einigen Jahren in der Branche aber Usus.

Insgesamt rechnet Novartis damit, dass sie die Patentklippe auch dank solcher Zukäufe erfolgreich meistern kann. Worüber das Unternehmen nicht gerne spricht: Diese Übernahmen haben immer auch Wettcharakter, denn der Erfolg ist alles andere als garantiert. Schon oft musste Novartis nach der Übernahme milliardenschwere Abschreibungen vornehmen. Solche zugekaufte Innovation kostet nicht nur, Innovation birgt auch Risiken.

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