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Abholstationen für Päckli Branche ist interessiert an Micro-Hubs – wenn auch nur verhalten

Der boomende Online-Handel hat verstopfte Strassen in Städten zur Folge. Micro-Hubs sollen den Mehrverkehr verhindern.

«Es ist heute schon so, dass die Kurier-, Express- und Paketdienstleister 30 Prozent des Verkehrs in Städten ausmachen. Zu Stosszeiten verursachen sie 87 Prozent des Staus, weil sie irgendwo hinstehen müssen und die Strassen blockieren.» Das sagt Maike Scherrer, Spezialistin für nachhaltige Lieferketten und Mobilität.

Das Problem verschärfe sich weiter, wenn immer mehr Pakete noch am Tag der Bestellung ausgeliefert werden sollen als sogenannte Same Day Deliveries. Die Professorin an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften übt deshalb Kritik an den Lieferdiensten: «Es ist erstaunlich, wie wenig Kooperationsbereitschaft zwischen den einzelnen Logistikdienstleistern da ist.»

Werbeeffekt von Lieferwagen als wichtiger Grund

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Die mangelnde Kooperationsbereitschaft könne auch auf den Werbeeffekt, den die Lieferwagen haben, zurückgeführt werden, sagt Maike Scherrer: «Je näher man zum Kunden kommt, umso mehr möchte man das eigene Logo durch die Städte fahren sehen. Und das ist eines der ganz grossen Probleme, die wir momentan in den Städten haben.»

Marco Kaiser vom Paketdienstleister DPD gibt zu: Ihre auffällig beschrifteten Lieferwagen hätten einen grossen Werbeeffekt. Doch kann er sich auch gut vorstellen, die Pakettransporte künftig mit anderen Anbietern besser zu koordinieren. «Wenn wir ökonomisch und ökologisch bessere Varianten zur Verfügung haben, dann gehen wir auf die bessere Variante.»

Es brauche ein Umdenken – eines, das zum Beispiel auch Läden entgegenkommen könnte, die wegen des veränderten Kaufverhaltens in Schwierigkeiten geraten. Sie sollen zu sogenannten Micro-Hubs werden – dezentrale Depots für die Pakete der Online-Händler. «Man würde die Waren mit Lastwagen in die Quartierläden hineinliefern und die Feinverteilung in die Quartiere zu Fuss oder mit dem Lastenrad machen», erklärt Scherrer.

Pöstler
Legende: Die meisten Pakete werden in der Schweiz von der Post ausgeliefert. Ob diese nun mehr Pakete oder weniger in die Quartiere liefere, spiele keine Rolle für den Verkehr, sagt Roland Brack von Competec. Keystone

Roland Brack ist der Chef von Competec, einem der grössten Online-Händler der Schweiz. Er beurteilt die Lage weniger dramatisch: «In der Schweiz haben wir eine etwas besondere Situation, weil die Post der mit Abstand grösste Anbieter ist. Ob die Post jetzt in den Quartieren mehr oder weniger Pakete ausliefert, das erzeugt kaum mehr Verkehr.»

Nur kleine Nachfrage nach Same Day Delivery

Same Day Delivery verursache zwar schon massiv mehr Verkehr, bestätigt Brack, aber die Nachfrage nach diesem Dienst sei hierzulande klein. «Die Kunden nehmen es gerne, wenn sie es kriegen. Aber wenn sie dafür bezahlen müssen, sieht man, dass die Nachfrage nicht so gross ist.»

Ähnlich tönt es bei DPD Schweiz, einem der grössten privaten Paketdienstleister der Schweiz. Trotzdem seien sie in den Stosszeiten mit ihren Lieferwagen unterwegs, sagt Kommunikationschef Marco Kaiser. Die DPD sei daran, verschiedene Test mit Paketdepots in Städten zu machen.

Es liegt auch an den Empfängern

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Paketdepots seien nicht zwingend ökologischer, sagt DPD-Kommunikationschef Kaiser. «Wenn die Pakete von den Empfängern nicht zu Fuss oder mit dem Velo abgeholt werden und stattdessen mit dem PW, wird das CO2 auf Empfängerseite wieder ausgestossen, das wir bei uns einsparen.»

Ein weiteres Schwergewicht im Schweizer Online-Handel, Digitec/Galaxus, bestätigt auf Anfrage ebenfalls, dass verschiedene Abholmodelle für Pakete getestet oder gar schon umgesetzt würden. Auch Brack kann sich eine Förderung solcher Micro-Hubs vorstellen, vor allem in Quartierläden.

«Die frischen Lebensmittel kaufe ich auch gerne lokal im Laden. Wenn ich dann auch gleich Pakete mitnehmen kann, ist das perfekt», sagt Roland Brack. «Ich glaube, da wird es noch viele neue Lösungsansätze geben, die man testen kann und die erfolgreich sein können.»

Online-Shopping einst gar ökologischer als analog?

Der Online-Handel wird in den nächsten Jahren weiter zulegen. Werde die Ware koordinierter ausgeliefert, sei das auch ökologisch besser als die individuellen Fahrten ins Einkaufszentrum, rechnet Mobilitäts-Spezialistin Scherrer vor. Aber: «Wichtig ist, dass sich die Branche so zusammentun kann, dass man gebündelte Lieferungen machen kann – oder auch gemeinsame Micro-Hubs betreiben kann.»

Derzeit bauen Online-Händler und Lieferdienste ihre Infrastrukturen weiter aus. Ob und wie stark sie ihre Dienste künftig tatsächlich koordinieren, ist allerdings nicht klar.

Echo der Zeit, 26.11.2020, 18 Uhr

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