- Die Fluggesellschaft Air Berlin hat Insolvenzantrag gestellt.
- Nachdem Hauptaktionär Etihad erklärt habe, keine weitere finanzielle Unterstützung zur Verfügung zu stellen, sei man «zu dem Ergebnis gekommen, dass für die Air Berlin PLC keine positive Fortbestehensprognose mehr besteht».
- Der Flugbetrieb werde aber fortgeführt, teilte Deutschlands zweitgrösste Fluggesellschaft am Dienstag mit. Alle Tickets bleiben gültig.
- Dies ermöglicht die Bundesregierung, die Air Berlin mit einem Übergangskredit unterstützt, der durch eine Bundesbürgschaft abgesichert ist.
Air Berlin hat einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beim zuständigen Amtsgericht Berlin-Charlottenburg gestellt. Das hiesse, das Management des Unternehmens führt weiter die Geschäfte und saniert sich ohne einen Insolvenzberater selber. Dies muss allerdings vom
Insolvenzrichter genehmigt werden.
«Es werden Verhandlungen mit Lufthansa und weiteren Beteiligten zur Veräusserung von Betriebsteilen geführt», teilte die Fluggesellschaft weiter mit. Diese seien soweit fortgeschritten, dass Entscheidungen in den nächsten Wochen fallen könnten. Die österreichische Fluggesellschaft Niki, ein gemeinsames Tochterunternehmen von Air Berlin und Etihad Airways, soll aus der Insolvenz herausgehalten werden.
Flugbetrieb in der Ferienzeit gesichert
Die Bundesregierung sichert den Flugbetrieb in der Ferienzeit mit einem Übergangskredit von 150 Millionen Franken, teilten das Wirtschafts- und das Verkehrsministerium am Dienstag gemeinsam mit.
Eigentlich wäre die Fluggesellschaft gemäss des Insolvenzrechts verpflichtet gewesen, den Betrieb direkt nach der Einreichung des Insolvenzantrags einzustellen. Der 150-Millionen-Kredit der staatlichen Kfw-Bank soll den gesamten Betrieb für ungefähr drei Monaten sichern, sagte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD). Sie sei zuversichtlich, dass bis dann eine Übernahme von Teilen der zweitgrössten deutschen Airline durch die Lufthansa gelingen könnte.
Riesiger Schuldenberg
Seit 2008 schreibt Air Berlin – mit einer Ausnahme durch den Verkauf des Vielfliegerprogramms – rote Zahlen, 2016 lag der Verlust bei 782 Millionen Euro. Der Schuldenberg wuchs auf knapp 1,2 Milliarden Euro. In der Luft hielt die Airline jahrelang nur Finanzspritzen des arabischen Grossaktionärs Etihad, der 29,2 Prozent der Anteile besitzt. Etihad war 2011 bei Air Berlin eingestiegen und hat insgesamt einen Milliardebetrag in die Airline gesteckt.
Die Lage verschärfte sich Ende März mit der Umstellung auf den Sommerflugplan. Flugausfälle und Verspätungen häuften sich danach.
Wirtschaftsreaktor Matthias Heim zum Konkurs von Air Berlin
«Air Berlin war seit Jahren ein schwerkranker Patient und zuletzt nur noch ein Fass ohne Boden: Alleine im vergangenen Jahr hat die Fluggesellschaft einen Verlust von 780 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Fluggesellschaft hat zwar mehrfach versucht, das Steuer herum zu reissen – letztlich erfolglos. Air Berlin hat stets den Spagat zwischen Billigflieger und traditioneller Fluggesellschaft mit ausgebautem Service versucht. Dieser Spagat ist allerdings nie aufgegangen. Die klassischen Billigflieger haben konsequent ihre Strategie verfolgt und Air Berlin abgehängt. Die etablierten Fluggesellschaften wiederum konnten gerade bei den zahlungskräftigen Geschäftsreisenden punkten. Deshalb hat Air Berlin auch versucht, sich mit Grösse einen Wettbewerbsvorteil zu erwirtschaften und das Netz stetig ausgebaut. Eine teure Strategie, die der angeschlagene Patient nur noch kränker gemacht hat. Der Insolvenzantrag ist somit das Eingeständnis, dass der Patient nicht mehr zu retten ist.» |