Ein Drittel der Aktien von Orell Füssli sind im Besitz der Nationalbank. Der Entwicklung des Aktienkurses hat dies nicht geholfen.
Gregor Greber, der über seine Firma Veraison selbst knapp 10 Prozent an Orell Füssli hält, zeigt sich enttäuscht: «Jeder Anleger, der Aktien von Orell Füssli hielt in den letzten zehn Jahren, hat Geld verloren. Wenn er in ‹Small- und Midcaps› investiert hätte [in kleine und mittelgrosse Unternehmen], hätte er 220 Prozent Performance gemacht.»
Das Spezielle beim Gespann Orell Füssli–SNB: Die SNB ist mit 33 Prozent nicht nur grösste Aktionärin, sondern gleichzeitig auch eine sehr bedeutende Kundin. Orell Füssli druckt für die Nationalbank die Banknoten. Nicht zuletzt auf Grund der hohen Anforderungen der Nationalbank kam es zu Problemen bei Orell Füssli und zu massiven Lieferverzögerungen für die neuen Banknoten.
Situation hat sich zugespitzt
Unlängst hat sich die Situation verschärft: Die Nationalbank übernahm in einer Notfall-Übernahme den Papierhersteller Landqart, der das Papier für die Schweizer Banknoten herstellt.
Damit ist die Nationalbank nun gleich in drei verschiedenen Rollen bei Orell Füssli aktiv: Erstens als Lieferantin von Papier, zweitens als Abnehmerin der Banknoten – und drittens als dominante Aktionärin und Mitglied im Orell-Füssli-Verwaltungsrat.
Für Gregor Greber sind das zu viele Hüte: «Orell Füssli darf nicht ein Spielball eines einzelnen Aktionärs werden. Das war in den letzten Jahren so, die schlechte Aktienkursentwicklung spricht Bände.»
Die Nationalbank schreibt auf Anfrage von «ECO», sie schränke den unternehmerischen Spielraum von Orell Füssli in keiner Weise ein. Die Minderheitsinteressen bei Orell Füssli seien jederzeit gewahrt.
Orell Füssli betont im selben Wortlaut, sich im unternehmerischen Spielraum nicht durch die SNB eingeschränkt zu fühlen. Und: «Das Unternehmen Orell Füssli und die Schweizerische Nationalbank arbeiten seit Jahrzehnten erfolgreich und in professionellen Strukturen miteinander zusammen, die einen Interessenskonflikt wirksam verhindern.»
Gregor Greber will über ein Traktandierungsbegehren nun Druck aufsetzen. Die SNB solle entscheiden, ob sie Orell Füssli gänzlich übernehmen möchte, zur Sicherung der Druckkapazitäten für ihre Banknoten, oder ob sie das Unternehmen freier agieren lassen möchte.
Auf den Vorwurf, er würde nun vor der Generalversammlung als aktivistischer Investor Druck machen und dann – nachdem der Kurs gestiegen sei – schnell wieder verkaufen, antwortet Greber: «Wenn sich der Aktienkurs wieder positiv entwickelt, ist das im Gesamtinteresse aller Aktionäre, nicht nur in unserem Interesse.» Aber selbstverständlich sei er frei, Aktien zu erwerben und auch wieder zu verkaufen.
Und weiter: «Wir sehen uns aber eher als langfristiger Ankeraktionär, der das Unternehmen in solchen Prozessen begleiten will.»