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Amerikanischer Protektionismus Als die Globalisierung kollabierte

  • Stahl, Aluminium, Jeans, Whisky... Fast täglich kündigen die grossen Wirtschaftsmächte USA, China und die EU neue Zölle an.
  • Was sich derzeit im weltweiten Handel tut, weckt Erinnerungen an den grossen Handelskrieg in den 1930er-Jahren.
  • Damals stürzte die Weltwirtschaft in eine der schlimmsten Krisen.

Es war der letzte grosse Handelskrieg: Die USA haben damals die Zölle in zwei Schritten erhöht, 1922 und 1930. Die Grenzgebühren sind für praktisch alle wichtigen Güter von 17 Prozent auf fast 60 Prozent gestiegen. Ein Blick zurück zeigt: Auch die Schweiz rief zum Boykott amerikanischer Produkte auf.

Blick auf eine Stahlfabrik in den USA
Legende: Mit hohen Zöllen die eigene Wirtschaft schützen: Trump hat in der Stahlindustrie Grenzgebühren angekündigt. Getty Images

Mit den Zöllen wollten die USA die eigene Wirtschaft schützen, die Landwirtschaft und auch die Industrie. Mit weitreichenden Folgen: «Diese Massnahmen haben dazu geführt, dass auch andere Länder die Zölle erhöht und ihre Importe beschränkt haben», sagt Tobias Straumann, Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Zürich.

Gift für die Weltwirtschaft

Die Rezession sei dadurch nochmals massiv verschärft worden: «Symbolisch war das verheerend. In den 30er-Jahren ist die Globalisierung kollabiert», so der Historiker. Der Protektionismus war Gift für die Weltwirtschaft.

Die grössten Wirtschaftsmächte zogen sich mit den Einschränkungen gegenseitig in die Tiefe, der Welthandel schrumpfte im Zeitraum von 1929 bis 1932 um ein Viertel. Millionen von Arbeitsplätzen wurden gestrichen.

Männer stehen Schlange
Legende: New York City, 1931: Arbeits- und Obdachlose stehen Schlange für Hilfe. Getty Images

Auch die Schweiz war von den amerikanischen Zöllen betroffen, insbesondere die Uhrenindustrie. Die USA verdoppelten damals, trotz heftiger Proteste aus Bern, die Zölle auf Schweizer Uhren. Dies führte zu einer einmaligen Reaktion in der Schweizer Wirtschaftsgeschichte. Die Schweiz rief zum Boykott amerikanischer Produkte auf.

Es kam aus dem heiteren Himmel.
Autor: Tobias Straumann

Europa und die USA seien eng verflochten gewesen, die Schweiz exportierte rege in die USA. «Man war sehr enttäuscht», sagt Straumann. «Viele Betriebe hingen davon ab, und dadurch auch viele Familien. Man war empört und es kam aus dem heiteren Himmel.»

Buchstaben
Legende: Typenrad einer Hermes Baby: Amerikanische Schreibmaschinen wurden in der Schweiz während den 1930er-Jahren boykottiert. Imago

Keine amerikanischen Autos, keine amerikanischen Schreibmaschinen – die Aufrufe zum Boykott sorgten zwar für viel Aufsehen, genützt haben sie aber wohl nichts, glaubt Straumann.

Alle würden verlieren

Erst im Verlauf der 1930er-Jahre lockerten die USA die Zollbestimmungen, und nach dem Zweiten Weltkrieg öffnete das Land die Grenzen definitiv wieder für den freien Handel – bis jetzt.

Was heute bleibt, sind die Lehren aus dem verheerenden Handelskrieg. «Wenn es zu einem Handelskrieg kommt wie in den 30er-Jahren, verlieren alle. Ich hoffe sehr, dass man nicht so weit geht», sagt Straumann.

Gegenseitiges Abtasten

«So wie ich es jetzt beurteile, ist es noch nicht so weit. Es ist eher ein gegenseitiges Abtasten, wie weit man gehen kann», schätzt Straumann. «Aber falls es eskaliert, wäre das eine sehr schlechte Nachricht – gerade für die Schweiz, die enorm von den Exporten abhängig ist.» Zölle sind gefährlich, das zeigt das Beispiel des letzten weltweiten Handelskrieges.

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