Am Swiss Economic Forum treffen sich über tausend Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik in Interlaken. Unter ihnen ist auch SNB-Chef Thomas Jordan.
Auf seiner Habenseite steht im Geschäftsjahr 2017 der höchste Gewinn in der Geschichte der Nationalbank. Allerdings ist umstritten, wie die SNB ihre Milliarden anlegt.
SRF News : Die Schweizerische Nationalbank ist ein mächtiger Investor weltweit. 160 Milliarden legen Sie in Aktien an. Damit haben Sie auch eine riesige Verantwortung. Wieso investieren Sie in Waffenkonzerne?
Thomas Jordan: Wir haben eine ganz klare Strategie. Wir entscheiden, in welche Währung und in welchen Markt wir investieren. Wir sagen beispielweise: Wir investieren in den amerikanischen Aktienmarkt. Und dann versuchen wir, den gesamten Index möglichst neutral abzudecken. Wenn diese und jene Unternehmen in diesem Index sind, dann investieren wir in sie.
Aber wir haben auch ganz eindeutige Ausschlusskriterien. Wenn eine Firma Waffen produziert, die von der internationalen Gemeinschaft nicht akzeptiert sind, wenn Firmen systematisch die Umwelt schädigen oder wenn sie die Menschenrechte nicht einhalten, dann schliessen wir sie aus.
Aber es sind Rüstungskonzerne darunter, zum Beispiel Raytheon aus den USA. Und Sie sagen, das seien nicht geächtete Waffen?
Wir investieren in keine Firma, die geächtete Waffen produziert.
Wir investieren in keine Firma, die geächtete Waffen produziert.
Wir schliessen Waffen nicht generell aus, aber die, die geächtete Waffen produzieren, haben wir nicht in unserem Portfolio.
Das ist eine etwas theoretische Abstufung. Sie haben ja zum Beispiel mehr Facebook-Aktien als Mark Zuckerberg. Jede Bank würden Ihnen einen Index kreieren, der Waffen, Raketen und andere Produkte, die Menschenleben kosten, ausschliesst.
Es geht ja nicht darum, ob Banken das könnten.
Wir sind nicht an den Firmen interessiert, sondern am Markt.
Es geht darum, was das Ziel der Investition der Nationalbank ist. Und wir sind nicht an den Firmen interessiert, sondern am Markt ...
Das sind doch theoretische Ausflüchte. Wir haben schliesslich alle eine Verantwortung. Der norwegische Staatsfonds oder Schweizer Pensionskassen schliessen das viel stärker aus.
Darf ich aussprechen und genau erklären? Wir haben eine ganz klare Strategie. Wir wollen einen Markt, und Unternehmen spielen nur eine Rolle, weil sie in einem bestimmten Index sind.
Wir bestimmen dann, welche Firmen nach unseren Kriterien nicht hineingehören, und diese schliessen wir aus. Aber es ist nicht an der Nationalbank zu sagen: Diesen Sektor finden wir gut, und diesen Sektor finden wir schlecht, sondern wir wollen eine möglichst breite Abdeckung haben. Und das ist der Grund, weshalb wir diese Anlagestrategie haben.
Dennoch, wie ich gesagt habe, norwegische Staatsfonds und auch Schweizer Pensionskassen sind viel strikter als die Nationalbank. Und es geht ja auch um das Geld der Schweizer.
Ich glaube nicht, dass sie strikter sind. Sie haben sehr ähnliche Ausschlusskriterien wie die Nationalbank. Im Übrigen ...
... sogar Boeing ist da gebannt, weil sie Kampfjets herstellen. Dort investieren Sie auch.
So ist unsere Strategie. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Das Gespräch führte Patrizia Laeri.