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Aus aller Welt Fleischimporte können auch nachhaltig sein

Fleisch und Fleischprodukte werden täglich tonnenweise rund um den Globus geschickt. Das lohnt sich und ist aus Gründen der Nachhaltigkeit auch sinnvoll.

Laut der Welternährungsorganisation FAO werden jedes Jahr zwischen 30 und 40 Millionen Tonnen Fleisch mit Schiffen, Flugzeugen oder Lastwagen über die Grenzen geschafft. Das sind mehr als 10 Prozent des weltweit produzierten Fleisches, Tendenz steigend.

Nicht immer sei das alles Unsinn, sagt der Naturwissenschaftler Niels Jungbluth. Er ist einer von wenigen, der sich auf Ökobilanzen spezialisiert hat. Er arbeitet für Regierungsstellen, Universitäten und Firmen rund um die Welt. «Aus ökonomischer Sicht kann der Transport und der Handel mit Fleischprodukten durchaus Sinn ergeben. Der Handel kann helfen, Fleischabfälle zu reduzieren. Oder Fleisch dort zu produzieren, wo es am günstigsten geht, auch aus Umweltsicht», sagt Jungbluth.

Die Fleischabfälle zu minimieren ist gerade in reichen Ländern wie der Schweiz nötig. Dortige Konsumenten mögen beispielsweise keine Hühner- oder Schweinefüsse. In Asien zählt das aber zu den Spezialitäten. Sie zu exportieren, sei sinnvoll, findet Jungbluth. So bleibe dieses Fleisch in der Lebensmittelkette. Die Weltgesundheitsorganisation FAO sieht das gleich.

Glückliche Freilandrinder in Südamerika

Auch die natürlichen Voraussetzungen eines Landes könnten Grund sein, Fleisch auf die Reise zu schicken. Jungbluth erläutert dies am Beispiel von Lammfleisch aus Neuseeland und an Rindfleisch aus Südamerika: «Die Tiere können dort das ganze Jahr über draussen grasen und suchen sich ihr Futter selber. Wenn das Fleisch in Europa produziert wird, muss das Futter eingeführt oder erst gemäht und eingelagert werden.» Insofern könne es günstiger sein, das Fleisch dort zu produzieren, wo es einfacher ist, sagt Jungbluth.

Er setzt aber voraus, dass die Transporte nicht mit dem Flugzeug erfolgen dürfen. Das sei ein ganz zentraler Punkt, wenn es um die Ökobilanz geht. Denn: «Schiffe verursachen sehr geringe Umweltbelastung pro Kilometer und Flugzeuge eine sehr hohe.»

Gerade in diesem Punkt schneidet die Schweiz jedoch schlecht ab. Fast die Hälfte unserer Fleischimporte kommt mit dem Flugzeug ins Land. Immerhin habe die Schweiz eine hohe Eigenversorgung, sagt Heinrich Bucher, Direktor des Branchenverbandes Proviande. «80 Prozent allen Fleisches wird im Inland produziert. Rund 20 Prozent werden eingeführt, vor allem auch edlere Stücke wie Filets und Entercôtes». Von diesen gebe es nicht genügend Tiere in der Schweiz. Deshalb müsse das Sortiment mit entsprechenden Importen ergänzt werden.

Letztes Jahr importierte die Schweiz für fast eine halbe Milliarde Franken Fleisch, vor allem eben edle Stücke. «Oftmals ist das unnötig, wenn die Konsumentinnen und Konsumenten nicht so wählerisch wären», findet Sara Stalder von der Stiftung Konsumentenschutz. Sie sagt: «Wenn man ein Filet gegessen hat, müsste man eigentlich sieben Tage lang etwas weniger Hochqualitätsfleisch essen, wie Gulasch oder Suppenfleisch. Damit wäre das Filet wieder kompensiert.»

Der Branchenverband stimmt der Konsumentenschützerin zu. Würden Konsumenten alle Stücke eines Tieres essen, müsste weniger importiert werden, sagt Direktor Heinrich Bucher.

Arbeit ist in Marokko günstiger

In den Import-Export-Statistiken ist auch Fleisch enthalten, das viel unterwegs ist und für verschiedene Arbeitsschritte von Land zu Land reist: Krevetten aus der Nordsee, die in Marokko geschält werden und für den Verkauf nach Deutschland zurückkehren. Das lohnt sich ökonomisch, weil Handarbeit in Marokko günstiger ist.

Die Konsumentenschützerin Sara Stalder hält diese Arbeitsteilung für ökologischen Unsinn. Das lohne sich nur deshalb, weil Transporte grundsätzlich viel zu billig seien. Würden Umweltschäden, welche der Verkehr verursacht, auf Frachtpreise überwälzt, lohnte sich das Herumreichen von Fleisch von Land zu Land kaum mehr, glaubt Sara Stalder. Im Minimum müssten Konsumenten auf der Verpackung erkennen können, wie weit Fleischprodukte gereist seien, sagt sie, und fordert eine Deklarationspflicht.

Distanz allein ist nicht ausschlaggebend

Der Spezialist für Ökobilanzen, Niels Jungbluth, hält entgegen, die Distanz alleine sage zu wenig aus: «Wenn der Konsument beispielsweise 50 Kilometer mit dem eigenen Auto zum Bauernhof fährt, verursacht das ähnlich hohe Umweltbelastung wie ein Schiffstransport über 1000 Kilometer.» So gesehen rechnet sich auch die Autofahrt ins Bündnerland, um dort eine Schweinehälfte auf dem Bio-Bauernhof abzuholen, nicht wirklich.

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