Bereits in diesen Wochen unterschreiben viele Schülerinnen und Schüler den Vertrag für eine Berufslehre, die nächsten Sommer startet. Das Angebot an Lehrstellen ist gross. Eine der beliebtesten Lehren ist das KV – fast jeder Fünfte möchte eine kaufmännische Lehre absolvieren.
Eine Lehre gibt es aber auch in Berufen, bei denen man sie kaum vermuten würde. Eine solche Lehre hat die 15-jährige Alyssa Hunkeler aus Zürich im Sommer an der Ballettschule Theater Basel begonnen: Sie möchte Ballerina werden. Offiziell heisst die dreijährige Ausbildung «Bühnentänzer/in EFZ».
Berufsabschluss als Türöffner nach Karriereende
Die Möglichkeit, diese Berufsausbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) zu absolvieren, gibt es erst seit 2009. Es ist die einzige Lehre der Fachrichtung «Darstellende Kunst und Musik», schweizweit bieten sie drei Schulen an: die Tanzakademie Zürich der Zürcher Hochschule der Künste, das Centre de Formation Professionnelle Arts Appliqués in Genf und die Ballettschule Theater Basel.
Amanda Bennett, Direktorin der Ballettschule Theater Basel, sagt: «Mit dieser Ausbildung können sich die Tänzerinnen und Tänzer voll auf das Ballett konzentrieren und erhalten gleichzeitig einen richtigen Abschluss. Das ist eine Sicherheit für die Zeit nach der aktiven Ballettkarriere und öffnet Wege zur beruflichen Weiterbildung.» Das Balletttänzer-Dasein ist kurz und prekär: Die sportlichen Höchstleistungen verlangen dem Körper sehr viel ab, spätestens Ende 30 ist Schluss – und stets droht die Gefahr einer Verletzung. Zudem gibt es nur wenige Stellen, für die man in Auditions vortanzen und sich dabei gegen starke Konkurrenz durchsetzen muss.
Leben im Wohnheim
Bis zum Alter von 16 leben die auszubildenden Tänzerinnen und Tänzer der Ballettschule Theater Basel in einem Wohnheim, wo sie eine Hausmutter betreut und bekocht. Für das grosse Ziel einer Bühnenkarriere nehmen die Talente viele Einschränkungen in Kauf. Etwa bei der Ernährung, die einer strengen Kontrolle unterliegt.
Neben dem Ballettunterricht müssen die Lernenden aber auch ganz normal in die Berufsschule. Berufskunde, Anatomie, Tanzgeschichte und Englisch, aber auch allgemeinbildender Unterricht stehen im Lehrplan.
Schulleiterin Ursula Keller Imhof zieht nach dem Abschluss der ersten Jahrgänge eine positive Bilanz: «Wir sind selber erstaunt, wie gut es funktioniert. Doch das duale Berufslehresystem verknüpft die Praxis ganz eng mit der Theorie und das scheint sich jetzt eben auch für die Bühnentänzer gut zu eignen.»