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Ausländerinnen arbeiten mehr Schweizer Frauen hinken hinterher

Vereiteln alte Rollenbilder die Karriere von Schweizerinnen? Eine Studie kommt zu dem Schluss und fordert Konsequenzen.

Schweizer Frauen sind in Sachen Karriere schlechter gestellt. Nicht nur im Vergleich zu Männern, sondern auch im Vergleich zu ihren ausländischen Kolleginnen. Unter anderem, weil Schweizerinnen in tieferen Pensen als Ausländerinnen arbeiten.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie von «Advance» und der Universität St. Gallen. Die Analysen des dortigen «Competence Centre for Diversity & Inclusion» zeigen zudem auch, dass ein höherer Beschäftigungsgrad zu einer besseren Vertretung in Kaderpositionen führt. Die tieferen Pensen der Schweizerinnen hätten also einen negativen Einfluss auf ihre Aufstiegsmöglichkeiten.

Daten von 263’000 Mitarbeitenden aus 55 Unternehmen

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Der «Gender Intelligence Report» wird jährlich von der Organisation «Advance» zusammen mit dem Kompetenzzentrum für Diversity und Inklusion der Universität St. Gallen publiziert. Der Bericht erscheint 2019 zum dritten Mal. Es wurden Daten von 263’000 Mitarbeitenden aus 55 Unternehmen ausgewertet.

Bei den Frauen nimmt der Anteil an Ausländerinnen mit steigender Kaderstufe zu. Von 27 Prozent im Nicht-Kader steigt er auf 39 Prozent in den höheren Kaderpositionen. Zudem haben Ausländerinnen eine höhere Wahrscheinlichkeit, eine Kaderposition zu erreichen.

Dies erstaunt die Macher der Studie laut eigener Aussage, denn die Zahl der gut qualifizierten Frauen in der Schweiz sei hoch.

Ein Erklärungsmodell der Forscher sieht das traditionelle Rollenbild sowie stereotype Vorstellungen von Eltern- bzw. Mutterschaft als Ursache. «In anderen Kulturen ist es sehr viel üblicher, Kinder von Drittpersonen betreuen zu lassen», sagt Gudrun Sander, Professorin an der Universität St. Gallen.

In der Schweiz hingegen sei zumeist nur die Mutter für die Kinderbetreuung verantwortlich. Das würde dazu beitragen, dass es vor allem Schweizerinnen sind, die in tieferen Pensen arbeiten und dadurch für den Aufstieg aus dem Rennen fallen.

Um das wett zu machen, müssten Schweizerinnen ihren Beschäftigungsgrad erhöhen. Bei den an der Studie teilnehmenden Unternehmen lag dieser bei 85 Prozent – nötig wären in den heutigen Strukturen 5 bis 10 Prozentpunkte mehr. Die Unternehmen ihrerseits müssten vor allem flexiblere Arbeitszeitmodelle anbieten, damit die Familienbetreuung gewährleistet werden kann.

Gefordert sei deshalb die Politik, meint die Dänin Anita Eckardt, die ab September in der Geschäftsleitung des Baukonzerns Implenia sitzt. «Hier müssten Schritte auf den Weg gebracht werden, damit den Familien unter die Arme gegriffen wird und es einfacher ist, das Familienleben zu gestalten, wenn beide Elternteile berufstätig sind.»

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