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Ferdinand Dudenhöffer
Legende: Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Marketing und Unternehmensführung, gilt als «Automobil-Papst»: Reuters

«Automobil-Papst» zu E-LKW «Die Entwicklung steckt noch in den Kinderschuhen»

800 Kilometer mit elektrisch betriebenen Sattelschleppern zurücklegen? Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer meldet Zweifel an.

SRF News: Tesla hat einen Elektro-Lastwagen vorgestellt. Vermeintliche Reichweite: 800 Kilometer. Steht nun wirklich eine Revolution im Transport-Gewerbe bevor?

Ferdinand Dudenhöffer: Wenn man von grossen LKW, also Fernlastern spricht, steckt die Entwicklung noch in den Kinderschuhen. Es bleibt im Moment fast noch eine Vision. Bei den Transportern gibt es schon einiges. Sogar die Deutsche Post hat bereits ein eigenes Fahrzeug auf den Markt gebracht, das schon in grösseren Stückzahlen in Deutschland fährt. Bei den Bussen steht man noch am Anfang.

Sie haben die Deutsche Post erwähnt, die auf Elektrotransporter setzt. In der Schweiz haben der Grossverteiler Coop oder die Brauerei Feldschlösschen elektrisch betriebene Lastwagen im Einsatz. Kann man daraus schliessen, dass das Einsatzgebiet von solchen LKW die Verteilung von Gütern an den Kunden ist?

Nach meiner Einschätzung ist das so. In den grossen deutschen Städten haben wir immer noch Emissionsprobleme durch den Diesel. Diese Stickoxide führen dazu, dass möglicherweise Fahrverbote in grossen Städten wie Stuttgart oder München verhängt werden. Da wären Elektrofahrzeuge wirklich eine Wohlfahrt.

Wer Reichweiten erzielen will, wie von Musk angekündigt, muss mit 80'000 bis 100'000 Euro allein für die Batterien rechnen.
Autor: Ferdinand Dudenhöffer Deutscher Automobil-Experte

Die Post will dieses Jahr bis zu 20'000 Fahrzeuge auf den deutschen Markt bringen. Aber auch Handwerker kommen schon zur Deutschen Post und sagen, dass sie gerne solche Fahrzeuge hätten. Sie haben Angst, dass sie nicht mehr zu ihren Kunden kommen, wenn Fahrverbote in Kraft gesetzt werden. Der Verteilerverkehr mit diesen Transportern ist also ein wichtiges Marktsegment und wird etwas bringen.

Der Tesla-Elektrolastwagen soll 800 Kilometer ohne Unterbruch fahren können. Wie realistisch ist es, dass Elektrolastwagen auch auf langen Strecken unterwegs sind?

Man kann das machen, keine Frage. Man muss aber grosse Batterie-Pakete in die Laster packen. Sie machen das Fahrzeug schwer. Durch den Elektromotor ist es zwar agil. Man muss diese grossen Batterien aber mitschleppen und die Kosten tragen: Wer Reichweiten erzielen will, wie von Musk angekündigt, muss mit 80'000 bis 100'000 Euro allein für die Batterien rechnen. Dazu kommen die Ladezeiten, was langsamer vonstatten geht als mit konventionellem Kraftstoff. Der Vorteil von Zürich nach Mailand, München oder Hamburg mit dem LKW zu fahren, ist überschaubar verglichen mit dem Verteilerverkehr in den Städten.

Das Gespräch führte Hans Ineichen.

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