Die Migros muss ihre Kosten reduzieren. Die Umsätze im Kerngeschäft, dem genossenschaftlichen Detailhandel, sinken. Konkurrenten Aldi und Lidl werden immer stärker, der Einkaufstourismus hält an und auch die Konkurrenz der Online-Händler wächst.
Eine Massnahme von Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen, die Kosten in den Griff zu bekommen: Er verkauft zahlreiche Unternehmen, darunter Globus, Depot und Interio, allerdings mit massiven Verlusten.
Die Macht der Regionalfürsten
Weitere Sparbemühungen werden erschwert durch die komplexe Struktur des grössten privaten Arbeitgebers der Schweiz.
Die Leiter der 10 regionalen Genossenschaften haben viel Macht. Die komplexe Genossenschaftsstruktur hat zur Folge, dass sich die Genossenschaften zum Teil selber kontrollieren.
«Die zehn regionalen Genossenschaften stehen in der Hierarchie zuoberst. Deshalb ist in der Migros-Zentrale der Handlungsspielraum beschränkt», sagt Strategie-Dozent Michael Stadler von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW.
«Die Strukturen haben mich persönlich nie wirklich beschäftigt», sagt Fabrice Zumbrunnen zu ECO. Sprich: Er versucht, seine Ziele innerhalb der bestehenden Genossenschaftsstruktur zu erreichen.
Genossenschaften verursachen hohe Kosten
Die Genossenschaften haben eigene Verwaltungen und Kostenstrukturen. Strategie-Experte Michael Stadler sagt deshalb: «Da gibt es Doppelspurigkeiten, die – vereinfacht gesagt – doppelte Kosten verursachen.»
Stadler schätzt grob, dass eine konsequente Zusammenführung der Verwaltungen der zehn regionalen Genossenschaften in eine zentrale Migros-Verwaltung die Kosten um rund 100 Millionen Franken senken würde.
Weiterer Jobabbau?
Werden auf dem Weg zu mehr Effizienz noch mehr Jobs abgebaut? 2018 gab die Migros den Abbau von 290 Stellen bekannt - jede neunte Stelle in der Konzernzentrale wird gestrichen.
Fabrice Zumbrunnen lässt die Frage nach einem weiterem Jobabbau offen. Er verweist darauf, dass bei der Migros zurzeit 900 Stellen offen seien, und er sagt wenig konkret: «Es liegt an uns, am Markt erfolgreich zu sein.» Er sei zuversichtlich, die Migros sei auf dem richtigen Weg.
Migros-Zentrale sind die Hände gebunden
Der Fall Piller (siehe Textbox oben) in der Westschweiz ist eine Klatsche für die Migros-Zentrale: Migros-Präsidentin Ursula Nold will nun das Kontrollsystem, die Governance, ändern. Doch sie musste eingestehen, dass ihr die Hände gebunden sind.
Nold sagte an einem Mediengespräch im Dezember: «Es ist manchmal nicht möglich, Probleme schnell zu lösen, weil die Zuständigkeiten dezentral geregelt sind.»
Was die Migros-Präsidentin genau dagegen tun will, lässt sie offen.
In jedem Fall dürfte es schwer werden, die Kompetenzen der regionalen Genossenschaften einzuschränken, sagt Strategie-Dozent Michael Stadler.
Denn: «Sie müssten einer vereinfachten Zusammenarbeit zustimmen und damit auch Vorteile und Entscheidungskompetenzen abgeben, zugunsten von effizienteren Prozessen und Abläufen.»