Im Zusammenhang mit neuen Entwicklungen in der Beschattungsaffäre der Grossbank Credit Suisse (CS) wird die Bankaufsicht aktiv. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) setzt bei der CS einen unabhängigen Prüfbeauftragten ein.
Prüfbeauftragte werden von der Finma im Rahmen einer laufenden Aufsicht eingesetzt, um bei einem beaufsichtigten Institut eine Prüfung durchzuführen.
Die Aufsichtsbehörde teilte mit, sie wolle mit der Erweiterung ihrer laufenden Untersuchungen «aufsichtsrechtlich relevante Fragen zu den Grundsätzen der Unternehmensführung (Corporate Governance) bei der CS klären. Diese Fragen stellen sich insbesondere im Zusammenhang mit Beschattungsaktivitäten, mit dem Informationsverhalten in diesem Kontext sowie der Nutzung von elektronischen Kommunikationsmitteln».
Die Finma äusserte sich nicht weiter zur laufenden Untersuchung. Sie werde später über den Abschluss ihrer Untersuchung informieren. Bislang hatte sich die Bankenaufsicht in dieser Angelegenheit jeweils bedeckt gehalten und erklärte lediglich, sie stehe mit der CS im Zusammenhang mit der Beschattungsaffäre in Kontakt.
Interne CS-Untersuchung kurz vor Abschluss
Credit Suisse teilte am späten Nachmittag mit, die intern veranlassten Untersuchungen stünden kurz vor dem Abschluss und die Resultate würden am Montag veröffentlicht. Man werde weiterhin vollumfänglich mit der Finma zusammenarbeiten.
Die CS hat die interne Untersuchung eingeleitet, nachdem die «Neue Zürcher Zeitung» von einem weiteren Beschattungsfall berichtet hatte. Demnach wurde der damalige Personalchef Peter Goerke im Februar 2019 drei Tage lang verdeckt überwacht.
Im September war bereits der Chef des Internationalen Vermögensverwaltungsgeschäfts, Iqbal Khan, vor seinem Wechsel zur Konkurrentin UBS, beschattet worden.
Rohner und Thiam stehen im Fokus
Mit dieser Entwicklung und dem Einsatz eines Prüfbeauftragten der Finma bei der CS geraten Konzernchef Tidjane Thiam und Verwaltungsratspräsident Urs Rohner erneut in den Fokus. Rohner hatte die die Überwachung des ehemaligen CS-Managers Iqbal Khan als «isoliertes Ereignis» bezeichnet.
Verwaltungsratspräsident Rohner sprach damals von einem «schwerwiegenden Reputationsschaden» für die Credit Suisse. Der Auftrag zur Überwachung von Khan, sei «falsch und unverhältnismässig» gewesen, so das Urteil des Aufsichtsgremiums nach der internen Untersuchung.
Im Westschweizer Fernsehen (RTS) hatte Thiam Überwachungen als «legitimes Mittel», das die Bank manchmal benutze, «leider». Die Überwachung von Khan sei aber «unangemessen» und «nicht verhältnismässig» gewesen:
Die Zürcher Staatsanwaltschaft prüft derzeit, ob im Zusammenhang mit der Überwachung von Khan strafrechtliches Fehlverhalten vorliegt. Denn Khan erstattete im September Anzeige wegen Nötigung und Drohung.