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Wirtschaft Braucht es noch Strassenkarten auf Papier?

Es gehört inzwischen zum Auto wie die Sicherheitsgurten: das Navigationsgerät. Einfach das Reiseziel eingeben, den Rest erledigt die Technik. Das stellt die Schweizer Kartenhersteller vor Probleme.

Im Auto hat der Anbieter von Papierkarten den Verdrängungskampf verloren. Denn die Verkäufe von Strassenkarten schrumpfen. Dennoch: Peter Niederhauser gibt noch nicht auf. Er ist Chef des führenden Schweizer Kartenherstellers Hallwag, Kümmerly und Frey.

Der Vorteil der Karte ist die Übersicht.
Autor: Peter Niederhauser Chef des Kartenherstellers Hallwag, Kümmerly und Frey

Karten seien eine gute Ergänzung zu den Navigationsgeräten, sagt Niederhauser. «Der Vorteil der Karte ist die Übersicht.» Denn auf dem kleinen Bildschirm des Navigationsgeräts erkennt man nicht, dass man einen Umweg machen könnte, statt im Stau zu stehen. Zum Beispiel einem idyllischen See entlang. Diesen findet nur, wer eine Papierkarte auseinanderfaltet und mehr sieht, als bloss einen eng begrenzten Strassenabschnitt.

Aufnahme eines Navigationsgerätes in einem Auto.
Legende: In Städten unschlagbar: Das Navigationsgerät lotst Fahrer durch die Strassen. Keystone

Hingegen ist das Navigationsgerät in Städten vorteilhafter. Das Gerät lotst einem punktgenau über Kreuzungen und durch Einbahnstrassen zu einem freien Parkplatz. Die Papierkarte kann das nicht bieten. Das räumt auch Niederhauser ein. Der Verkauf von Stadtplänen habe am meisten unter der Konkurrenz der Navigationsgeräte gelitten. Hier sei der Umsatz zurückgegangen.

Bis zu 40 Prozent Umsatzrückgang

Das Familienunternehmen, das in Schönbühl bei Bern rund 30 Leute beschäftigt, gibt keine detaillierten Geschäftszahlen bekannt. Dennoch verrät Niederhauser, dass der Umsatz in den letzten Jahren im Schnitt pro Jahr zwischen drei und vier Prozent zurückgegangen ist. «Das entspricht einem Umsatzrückgang von 35 bis 40 Prozent in den letzten zehn Jahren. Das ist viel.»

In der Schweiz hat Hallwag, Kümmerly und Frey einen Marktanteil bei Karten von rund 65 Prozent. Auf Karten entfallen zwei Drittel des gesamten Umsatzes, der Rest auf Reiseführer.

Ein Ständer mit Strassenkarten von Hallwag, Kümmerly und Frey.
Legende: Die Verkäufe von Strassenkarten schrumpfen: Kartenhersteller Hallwag, Kümmerly und Frey sucht nach Alternativen. Keystone/Archiv

Mit neuen Produkten gegen Einbussen

Dass die Verkäufe nicht stärker gesunken sind, ist den neuen Produkten zu verdanken, die Jahr für Jahr auf den Markt kommen. Die Konkurrenz durch Navigationsgeräte habe man schon vor langer Zeit erkannt, sagt Niederhauser. Man habe sich vermehrt auf Themenkarten konzentriert, «die heute, morgen und übermorgen gebraucht werden».

Themenkarten richten sich an spezielle Kundensegmente: an Velo-, Moutainbike- oder Motorradfahrer beispielsweise. Sie sind mit zusätzlichen Informationen ergänzt, etwa zur Steigung auf einer Velobergstrecke. Besonders erfolgreich sind Karten für Camping-Touristen. Davon werden Jahr für Jahr mehr gedruckt. «Das Papier hat noch Zukunft», ist deshalb für Niederhauser klar.

Themenkarten kann man heute, morgen und übermorgen brauchen.
Autor: Peter Niederhauser Chef des Kartenherstellers Hallwag, Kümmerly und Frey

Den Trend hin zu digitalen Karten kann aber auch er nicht ignorieren. Wer eine Papierkarte kauft, erhält deshalb einen Code, um eine digitale Version auf sein Smartphone oder seinen Tablet-Computer herunterzuladen. So will das Unternehmen mit Gratisangeboten auf Internetportalen mithalten, namentlich Swisstopo, dem Bundesamt für Landestopographie.

Starker Franken als zusätzlicher Bremsfaktor

Gebremst werden die Verkäufe zudem wegen des starken Frankens. Denn einerseits exportiert Hallwag, Kümmerly und Frey 30 Prozent seiner Produkte. Und andererseits bleiben Touristen als potenzielle, meist spontane Kartenkäufer der teuren Schweiz fern.

So hofft Hallwag, Kümmerly und Frey darauf, dass Schweizer ihre Ferien vermehrt im Inland verbringen. Oder wenigstens spontan Ausflüge unternehmen und eine Karte in den Rucksack packen.

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