Eine Überraschung ist es nicht, dass der Sunrise-Chef Olaf Swantee und die zwei Verwaltungsräte Peter Kurer (Präsident) und Peter Schäfer (Vizepräsident) zurücktreten. Swantee übergibt das Zepter mit sofortiger Wirkung an Finanzchef André Krause – Kurer und Schäfer treten an der kommenden Generalversammlung im April nicht mehr an.
Die Rücktritte an der Sunrise-Konzernspitze sind nur konsequent: Die drei Männer waren die treibenden Kräfte gewesen bei der versuchten Übernahme des Kabelnetzbetreibers UPC. Diese Übernahme ist bekanntlich im letzten Herbst gescheitert.
Kurer und Swantee selbst hatten im Vorfeld der Übernahme in Interviews angedroht, sie würden sich einen Rücktritt überlegen, falls die UPC-Übernahme nicht zustande kommen sollte.
Rücktritte nicht ganz freiwillig
Mit dem heute vermeldeten Rücktritt folgen sie lediglich dieser Ankündigung. Allerdings dürften die Rücktritte der drei Manager nicht ganz freiwillig sein, sondern auch unter dem Druck von Aktionären geschehen, die sich gegen den Kauf von UPC gestellt hatten.
Verschiedenen Grossaktionären von Sunrise war der Kauf von UPC mit über 6 Milliarden Franken zu teuer gewesen. Der Widerstand dieser Aktionäre führte im Oktober dann ja auch dazu, dass der Sunrise-Verwaltungsrat die Aktion abbrach.
Der gescheiterte Deal Sunrise/UPC kam Sunrise teuer zu stehen: 50 Millionen Franken Strafgebühr musste Sunrise der Muttergesellschaft von UPC, Liberty Global, überweisen. Vor diesem Hintergrund und dem während Monaten vorgetragenen Mantra, dass die Fusion von Sunrise und UPC der einzig gangbare Weg sei, um Sunrise in die Zukunft zu führen, sind die Rücktritte von Kurer, Schäfer und Swantee nur die logische Folge.
Geht Kurers Karriere zu Ende?
Für den ehemaligen UBS-Chef Peter Kurer könnte damit die Karriere zu Ende gehen. Der 70-jährige Wirtschaftsanwalt, der in den letzten dreissig Jahren bei vielen Grossfusionen in der Schweizer Wirtschaft mitgewirkt hatte, dürfte sich wohl einen geordneteren Abgang gewünscht haben.
Wie es mit dem Telekomunternehmen Sunrise – und auch UPC Schweiz – weitergeht, bleibt vorderhand offen. Sicher ist, dass der Schweizer Telekommarkt weiter in Bewegung bleiben wird – und vieles auch vom Tempo des Ausbaus des 5G-Mobilfunknetzes abhängen wird.