Das Wichtigste in Kürze
- Personenwagen mit Dieselantrieb verkaufen sich immer schlechter.
- Als erster Hersteller zieht Volvo die Konsequenzen: Der schwedische Autobauer zieht sich ganz aus der Entwicklung von neuen Dieselmotoren zurück.
- Auch wenn das die anderen Hersteller so noch nicht sagen: Die Entwicklung von neuen Dieselmotoren ist praktisch zum Erliegen gekommen.
Vor allem bei grösseren, schwereren Fahrzeugen kommt der Vorteil der Dieselmotoren zum Tragen: «Der Verbrauch steht dort im Fokus», sagt Andreas Burgener, Chef der Vereinigung der Schweizer Auto-Importeure, Auto-Schweiz.
Das Ende des Dieslers ist absehbar
Bei kleineren, leichteren Autos steigen die Fahrzeughalter in grosser Zahl auf andere Motoren um. In Deutschland ist der Rückgang bei Privatfahrzeugen sogar so gross, dass sich der deutsche Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer absolut sicher ist: «Der Dieselmotor nähert sich in den nächsten Jahren seinem Ende.»
Bereits jetzt habe der Diesler den Zenit überschritten. Der Ausstieg von Volvo aus der Entwicklung von Dieselmotoren sei lediglich ein klar sichtbarer Schritt in einer seit längerem andauernden Entwicklung, so Dudenhöffer.
Volvo entwickelt keine neuen Dieselmotoren mehr
Volvo will keine neuen Dieselmotoren mehr entwickeln, wie Konzernchef Hakan Samuelsson in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» sagte. Der finanzielle Aufwand für eine Neukonstruktion sei zu hoch, begründete er den Schritt. Die chemische Nachbehandlung zur Eindämmung der Stickoxidemissionen lohne sich auch in grösseren, teureren und profitableren Fahrzeugen nicht mehr. Den erst 2013 eingeführten, aktuell verbauten Dieselmotor werde man jedoch weiterentwickeln. (sda) |
Die Zahlen sind eindeutig und zeigen eine Entwicklung auf, die schon vor dem Diesel-Skandal um VW ihren Anfang nahm: Gemäss dem Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg hat in den fünf grössten europäischen Ländern der Anteil an Dieselautos stark abgenommen. War dort 2007 noch mehr als die Hälfte aller Autos mit Diesel unterwegs, ist es in Kürze nur noch jedes dritte.
Deutsche sind verunsichert
Im vergangenen April war in Deutschland sogar nur noch jeder vierte an eine Privatperson verkaufte Neuwagen ein Dieselfahrzeug. Für ein Land, in dem dieser Antrieb immer noch stark subventioniert wird, seien das dramatische Werte, sagt Dudenhöffer: «Es gibt eine riesige Verunsicherung.» Die Leute fragten sich, ob sie ihren Diesler weiterhin fahren dürften und wie gross das Risiko sei, jetzt ein neues Dieselfahrzeug zu kaufen.
Tatsächlich ist der Wiederverkaufswert von Dieselfahrzeugen seit dem VW-Abgasskandal stark gesunken, ausserdem wird in mehreren deutschen Städten darüber diskutiert, Dieselfahrzeugen die Zufahrt in die Innenstadt künftig zu verbieten.
Diesel-Entwicklung praktisch gestoppt
Nach Einschätzung Dudenhöffers ist Volvo nicht die einzige Autofirma, die den Dieselmotor aufgegeben hat: «Es gibt keine neuen Entwicklungen bei den Dieselmotoren.» Allerdings wollten die Autobauer die Kunden auch nicht verunsichern und betonten, dass man die Motoren weitere optimiere.
Trotzdem: Ganz von der Strasse verschwinden werden die Dieselfahrzeuge noch lange nicht. Auch wenn der Rückgang spürbar ist – alleine im April wurden in der Schweiz fast 9500 neue Dieselautos von Privaten gekauft. Und bei Lastwagen und landwirtschaftlichen Fahrzeugen ist der Dieselmotor sowieso weiterhin klar die Nummer Eins.
Firmen kaufen weiterhin Diesler
Anders als Private kaufen Firmen immer noch vorwiegend Dieselautos. Sie verbrauchen auf langen Strecken weniger Sprit und sind deshalb kostengünstiger. Weil aber auch die Firmen letztlich auf den Wiederverkaufswert ihrer Flottenwagen schauen, könnten sie sich schon bald von Dieselmotoren abwenden, so Burgener. Diese Entwicklung könnte auch Hybrid- oder Elektromotoren Aufwind geben, glaubt Automobilexperte Dudenhöffer. Denn alternative Antriebe würden immer konkurrenzfähiger und bei den Kunden beliebter. Ausserdem würden die Firmen bei ihrer Flotte zunehmend aus Imagegründen auf nachhaltigere Antriebe setzen. |