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Wirtschaft Die Antwort Russlands auf Davos

Wäre Tsipras nicht nach St.Petersburg gereist, hätte das Wirtschaftsforum weniger Aufmerksamkeit erhalten. Viel mehr westliche Unternehmer als noch letztes Jahr nehmen teil. Doch die schlechten Wirtschaftsprognosen dämpfen den Anlass. «Es geht, wer hingehen muss», sagt Korrespondent David Nauer.

Das St.Petersburger Wirtschaftsforum erhält prominenten Besuch: Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hat sich heute Nachmittag zu Putins Heimatstadt aufgemacht. Unter anderem sollen Details über eine Gaspipeline geklärt werden, die durch Griechenland gehen soll. Hätte Tsipras' Besuch nicht die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf das Forum gelenkt, wäre es wohl auch dieses Jahr kaum in den westlichen Schlagzeilen erschienen.

Was einst die «protzige Antwort auf Davos» gewesen ist, wie das «Wall Street Journal» schreibt, ist zu einem vergleichsweise ruhigen Anlass geworden. Gemäss dem Präsidenten der Amerikanisch-Russischen Handelskammer laute der leise Rat «zu gehen, falls man gehen muss, aber unauffällig.» Dies tun dieses Jahr denn auch viele westliche Unternehmensführer und Manager.

Stadler Rail in Russland

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Legende: Keystone

Der Umsatz des Schienenfahrzeugherstellers sank von 2,5 Mrd. 2013 auf 1,9 Mia. Franken. Unter anderem hat sich das Russlandgeschäft, in das Peter Spuhler viel Hoffnung gesetzt hat, als nicht sehr lukrativ erwiesen. Der Stadler-Chef ist dennoch zuversichtlich - noch nie konnte das Unternehmen so viele Aufträge generieren wie 2014.

Anhaltende Spannungen

Über 1000 Manager und Politiker werden zwischen Donnerstag und Samstag am Forum erwartet. Das sind viel mehr als noch vor einem Jahr, als das Forum im Schatten der neu eingeführten Sanktionen und der Krim-Annexion durch Russland stand. Sie unterzeichnen Verträge, als ob die Sanktionen oder der Ukraine-Konflikt nicht existieren würden.

«Die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen dem Westen und Russland bleiben jedoch schwierig», berichtet David Nauer, zukünftiger Russland-Korrespondent von Radio SRF. Erst am Mittwoch verlängerte die EU ihre Sanktionen. Russland verlängert seine Gegensanktionen ebenfalls. Hinzu kommen anhaltende militärische Spannungen in der Ukraine und in den letzten Tagen kam eine Aufrüstungsdiskussion auf Seiten Russlands sowie der Nato auf.

Die Wirtschaft schrumpft weiter

Das grösste Problem ist laut Nauer, dass die russische Führung keine Anstalten macht, die Politik zu verändern – Reformen einzuleiten. So habe Putin verkündet: «Die Krise ist ja schon vorbei, wir machen jetzt weiter wie bisher.»

Tatsächlich hat sich der russische Rubel etwas erholt. Er ist die einzige Währung, die seit der Aufhebung des Euro-Franken Mindestkurses im Januar gegenüber dem Franken stärker geworden ist. Allerdings befand sich der Rubel auf sehr tiefem Niveau. Er fiel gegen Ende 2014 so stark, dass sich die russische Zentralbank im Dezember gezwungen sah, den Leitzins um 6,5 auf 17 Prozent auf einen Schlag zu erhöhen. Die teilweise Erholung des Rubels und die verlangsamte Inflation von 15,6 Prozent – im März erreichte sie mit 17,5 Prozent den bisherigen Höhepunkt – veranlasste die Zentralbank am Montag, den Leitzins auf 11,5 Prozent zu senken.

Audio
Russland baut eine Gaspipeline nach Griechenland
aus Rendez-vous vom 19.06.2015. Bild: Reuters
abspielen. Laufzeit 1 Minute 55 Sekunden.

Dies täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass der Rubel gegenüber dem Dollar innerhalb eines Jahres um 37 Prozent an Wert eingebüsst hat. Die Inflation und die Kapitalflucht halten an. «Wer kann, versucht sein Geld aus Russland hinauszuschaffen», so David Nauer. Die Rezession hält an: Analysten gehen davon aus, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal dieses Jahres um 4,5 Prozent sinken wird.

Was ist zu holen?

Dass trotzdem so viele Firmenchefs und Manager ans Wirtschaftsforum nach St.Petersburg gehen habe damit zu tun, dass viele westliche Firmen Milliarden in Fabriken, Verkaufs- und Vertriebskanäle investiert hätten. Hinzu komme, dass Russland immer noch sehr gute Aussichten biete: Russland besitzt sehr viele Rohstoffe und liegt zwischen Europa und Asien «strategisch ausgezeichnet». «Kein Firmenchef möchte sich zurückziehen, wenn er nicht muss», so David Nauer.

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