Eigentlich sollte es der Weltwirtschaft besser gehen, laut Prognosen des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco. Und eigentlich hätte auch die Schweizer Wirtschaft davon profitieren sollen. Doch daraus wurde nichts.
Der weltwirtschaftliche Aufschwung bleibt aus. Der Grund: Konflikte wie in der Ukraine, in Nahost, im Irak und Syrien schüren die Angst der Investoren. Sie halten ihr Geld zurück.
Eurozone erholt sich nicht
Zunehmend zum Hemmschuh für die Schweizer Wirtschaft wird aber die Stagnation im Euroraum. Mit Deutschland, Italien und Frankreich melden die drei grössten Länder der Eurozone schwache Wachstumszahlen.
Die Wachstumslokomotive Deutschland ist leicht ins Stottern geraten. Italien und Frankreich haben ihre Hausaufgaben nach wie vor nicht gemacht. Sie haben die Zeit bisher nicht genutzt, die ihnen die Europäische Zentralbank gekauft hat, um Reformen durchzusetzen. Dafür ist Spanien auf gutem Weg, die Sparanstrengungen der Iberer zahlen sich langsam aus.
Die hiesige Wirtschaft vermag sich nicht vom Euroraum abzukoppeln, dem wichtigsten Handelspartner der Schweiz. Im letzten Jahr gingen alleine 18,8 Prozent der Exporte nach Deutschland und weitere je 7 Prozent nach Italien und Frankreich. Insgesamt war der Euroraum für knapp die Hälfte der Schweizer Exporte verantwortlich.
Auch Binnenwirtschaft schwächer
Bereits in den vergangenen Jahren hatte die schwache Weltkonjunktur die exportorientierten Sektoren in der Schweiz belastet. Bisher hatte jedoch die dynamische Binnenwirtschaft das BIP ansteigen lassen. Im zweiten Quartal 2014 fiel dieser stabilisierende Effekt des Privatkonsums, des Staatskonsums und der Bauinvestitionen jedoch weg.
Ein weiterer früherer Wachstumstreiber, der inzwischen keine Impulse mehr liefert, ist der Finanzsektor. «In manchen Jahren hatte die Finanzindustrie bis zu 50 Prozent des BIP-Wachstums erklärt», sagt Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik beim Seco. Im zweiten Quartal stagnierte die Wertschöpfung des Sektors.
Auch die Handelsbilanz wirkte sich negativ auf die BIP-Entwicklung aus. Zwar nahmen die Exporte von Waren um 0,7 Prozent zu, vor allem dank der gestiegenen Ausfuhren von Bijouterie. Gleichzeitig wurden aber auch 0,7 Prozent mehr Waren importiert, vor allem Chemie- und Pharmaprodukte.
Weniger Wachstum prognostiziert
Ob das Seco angesichts des enttäuschenden Quartalsergebnisses die Wachstumsprognose für das Gesamtjahr senken wird, ist noch unklar. Die aktuelle Prognose vom Juni liegt bei 2,0 Prozent Wachstum im laufenden Jahr. Im März waren noch 2,2 Prozent Wachstum erwartet worden.