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E-Autos zuhause laden Der Ausbau von Ladestationen harzt

Um Elektroautos auch in Mietshäusern mit Strom versorgen zu können, braucht es spezielle Installationen.

Wer heute sein Elektroauto lädt, tut dies meist zu Hause - und zwar an einer herkömmlichen Haushaltssteckdose. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der ETH. Bisher war das kein Problem. Denn der durchschnittliche Elektroautobesitzer ist gutverdienend und lebt in einem Eigenheim.

Doch wenn auch Mieterinnen und Mieter auf ein Elektroauto umsteigen und mehrere von ihnen ihren Wagen in der Tiefgarage des Mehrfamilienhauses laden wollen, könnte es für das Haushaltsnetz eng werden. «Ab der dritten oder vierten Ladestation reicht die Kapazität des Hausanschlusses nicht mehr aus», sagt Alexandra Asfour, Leiterin E-Mobilität bei den sanktgallisch-appenzellischen Kraftwerken.

Neue Steuergeräte nötig

Das Problem: Für derart grosse Ladeströme ist die herkömmliche Steckdose nicht konzipiert. Dafür braucht es Steuergeräte, welche die Leistung unter mehreren Ladestationen verteilen und den bezogenen Strom dem betreffenden Mieter in Rechnung stellen. Immerhin seien die dafür nötigen Investitionen überschaubar, sagt Elektroingenieur Matthias Vogelsang.

«Bei einem Neubau wirkt sich der Einbau einer solchen Anlage praktisch nicht auf die Kosten aus», so das Mitglied einer Arbeitsgruppe des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins SIA. Vogelsang empfiehlt, in neuen Mehrfamilienhäusern jeden fünften Einstellhallenplatz mit einer E-Ladestation auszurüsten.

Doch so weit ist man noch lange nicht. «Wir müssen die Investoren noch ein wenig beraten und von unserer Haltung überzeugen.» Das sei auch deshalb nötig, weil der Druck der Mieterinnen und Mieter derzeit noch gering sei.

Nur Neubauten sind ausgerüstet

Das bestätigt auch Allreal, eine der grössten Schweizer Immobilienfirmen. In den Mehrfamiliensiedlungen gebe es erst vereinzelt Ladestationen. Doch in Neubauten würden die nötigen technischen Voraussetzungen bereits von Anfang an mit eingeplant. Ähnlich tönt es bei der Konkurrentin Mobimo. Bei neuen Wohnüberbauungen sei die Hälfte der Parkplätze bereits mit Strom erschlossen.

Die Aufrüstung in Etappen empfiehlt auch Vogelsang von der SIA. So sei gewährleistet, dass die Investitionen nicht vom technischen Fortschritt überholt würden. Wichtig sei, zunächst die nötigen Anschlüsse zu installieren.

In einzelnen Kantonen können die Bauherren dafür auch Fördergelder in Anspruch nehmen. Vermehrt werde nicht nur der Kauf von E-Autos unterstützt, sondern auch die Ladeinfrastruktur, sagt Stephan Walter, Mobilitätsexperte beim Bundesamt für Energie (BFE). So etwa in Thurgau.

Es braucht finanzielle Anreize

Dass finanzielle Anreize etwas bewirken können, zeigt dieses Beispiel: Nirgends in der Schweiz wurden im vergangenen Jahr so viele Elektroautos neu eingelöst wie in Thurgau. Bereits jedes zehnte Neuauto fährt hier elektrisch. Andere Kantone haben dagegen noch gar keine Förderinstrumente.

Drängt sich da nicht eine schweizweite Regelung auf? Walter vom BFE sagt dazu diplomatisch: «Es ist durchaus denkbar, dass man das auf politischer Ebene diskutieren könnte.» Anzeichen dafür gibt es. In den Beratungen des Parlaments zum neuen CO2-Gesetz gibt es Vorschläge, die Ladeinfrastruktur in Mehrfamilienhäusern mit Mitteln aus dem Klimafonds zu unterstützen.

Es ist klar: Die Elektromobilität wird sich nur dann auf breiter Front durchsetzen, wenn die Ladesäulen dort stehen, wo die Leute ihr Auto laden wollen. Und das ist nun mal zu Hause.

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