Das Wichtigste in Kürze
- Die Europäische Union führt für Medizintechnik-Produkte strengere Regeln ein. Auch die Schweiz will das Regelwerk anpassen.
- Die Schweizer Medtech-Firmen, hauptsächlich KMU, fürchten, dass die EU die Schweizer Regeln nicht anerkennt.
- Deshalb will die Branche bei der EU-Kommission vorstellig werden, damit der wichtige europäische Markt für Schweizer Medtech-Firmen offen bleibt.
Nach Skandalen um undichte Brustimplantate und fehlerhafte Hüftprothesen wird die EU, der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt für Schweizer Medizintechnikfirmen, neue, strengere Regeln in Kraft setzen. Produkte mit hohem Risiko werden genauer kontrolliert. Die Hersteller müssen detailliertere Angaben zu ihren Produkten machen.
Für kleinere Unternehmen ist es bestimmt anspruchsvoller, all diese Neuerungen einzuführen.
Davor fürchten sich manche, wie eine neue Studie des Branchenverbands Swiss Medtech zeigt. «Für kleinere Unternehmen ist es bestimmt anspruchsvoller, all diese Neuerungen einzuführen», sagt Peter Biedermann, der Geschäftsleiter von Swiss Medtech. Neun von zehn Schweizer Medizintechnikfirmen sind KMU.
Wichtiger Marktzugang zur EU
Noch aufwändiger würde es für sie sowie für die Grossen der Branche, wenn die EU die Schweizer Regeln, die ebenfalls angepasst werden, nicht anerkennt. Peter Biedermann warnt. Es sei enorm wichtig, «dass die EU für uns noch offen bleibt und die bilateralen Verhandlungen positiv abgeschlossen werden können.»
Schliesslich stehe einiges auf dem Spiel: 58'000 Männer und Frauen arbeiten in fast 1500 Medizintechnikfirmen in der Schweiz. Das gute Angebot an Fachkräften und stabile Rahmenbedingungen haben dazu geführt, dass auch ausländische Unternehmen ihre Präsenz in der Schweiz ausgebaut haben. So ist der US-Konzern Johnson & Johnson mit fast 4000 Mitarbeitern in der Schweiz der grösste.
Den starken Franken fürchtet die Branche kaum. Gegenüber Einschränkungen beim Marktzugang ist aber sehr skeptisch, wie die Studie des Branchenverbands deutlich macht.
Der Verband biete den Unternehmen Unterstützung und werde auch bei der EU-Kommission vorstellig, betont Biedermann. Er ist überzeugt, dass Hörgeräte und künstliche Gelenke aus der Schweiz auf jeden Fall auch künftig ins Ausland verkauft werden. Falls es zu keiner Einigung mit der EU kommt, vermutlich weniger oft als bis jetzt.