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Euro schwächelt Die Negativzinsen bleiben uns erhalten

  • Ein Euro kostet diese Woche erstmals seit Anfang März wieder weniger als 1.16 Franken.
  • Die Devisenmärkte sind angesichts der Regierungsbildung in Italien stark verunsichert.
  • Die Negativzinsen in der Schweiz dürften so noch länger bestehen bleiben.

Seit Anfang Mai kennt der Euro nur eine Richtung: nach unten. Es herrscht Verunsicherung an den Devisenmärkten, angesichts der politischen Lage in Italien. Die Koalition zwischen der Fünf-Sterne-Bewegung von Luigi di Maio und Matteo Salvinis Lega plant hohe Ausgaben und Steuersenkungen. Das dürfte Italiens Schuldenproblem weiter anheizen und schürt Angst vor einer neuen Eurokrise.

Gründe für den Sinkflug

Erst im April erreichte der Euro-Franken-Kurs mit 1.20 Franken den Höchststand seit dem Frankenschock von 2015. Heute Nachmittag kostet der Euro weniger als 1.16 Franken.

Florian Weber, Zins- und Währungsstratege bei J. Safra Sarasin, ist von diesen Schwankungen nicht überrascht. «Die positive Sicht auf Europa, die mit der Wahl Macrons begonnen hatte, ist durch die Wahlen in Italien, die Protestparteien in die Regierung gebracht haben, stark verändert worden. Die Welt schaut wieder negativer auf Europa, entsprechend hat sich die Währung abgewertet.» Es sei daher nicht ungewöhnlich, dass sichere Häfen, wie etwa der Franken, wieder gefragter sind.

Weitere Verlauf ist ungewiss

Die weitere Entwicklung sei es schwer zu prognostizieren. Aber eine weitere Abschwächung sei denkbar, so Weber. «Protestparteien können sich zum Konsens hin bewegen oder aber sehr stark, wie im Fall Griechenlands 2015, zur Eskalation führen.» Sollten sich die beiden Parteien allerdings etwas mässigen, könne es mit dem Euro auch sehr schnell wieder sehr steil nach oben gehen, sagt Weber.

Bedeutung für die Schweiz

Eine unmittelbare Bedrohung für die Schweizer Exportwirtschaft sieht Florian Weber gegenwärtig noch nicht. Mit leicht unter 1.16 Franken ist der Euro noch deutlich stärker als beispielsweise vor 12 Monaten. Allerdings gebe es durchaus Implikationen für die Politik der Schweizerischen Nationalbank. «Der starke Franken wird natürlich für die SNB wieder eine Herausforderung, die ihre Zinsen wohl erst einmal nicht anheben kann, sondern unverändert lassen muss.» Es sei sogar denkbar, so Weber, dass die SNB wieder an den Währungsmärkten aktiv werden muss, um eine weitere Stärkung des Frankens zu verhindern.

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