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Gerüchte bestätigt Deutsche Bank und Commerzbank sprechen über Fusion

  • Deutsche Bank und Commerzbank haben Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss aufgenommen.
  • Der Vorstand habe «beschlossen, strategische Optionen zu prüfen», hiess es von der Deutschen Bank.
  • Bei der Commerzbank war von «ergebnisoffenen Gesprächen über einen eventuellen Zusammenschluss» die Rede.

Die Deutsche Bank will sich für die Entscheidung über eine mögliche Fusion mit der Commerzbank genügend Zeit nehmen. «Uns geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit», sagte Deutsche-Bank-Kommunikationschef Jörg Eigendorf.

Einen Zusammenschluss werde es nur geben, wenn er «wirtschaftlich sinnvoll» sei. «Dafür braucht es einen guten Plan, allem voran einen guten Integrationsplan.» Bis dahin werde es aber «eine Weile brauchen».

Zwei Institute in der Krise

Die Deutsche Bank müht sich seit Jahren, an frühere Milliardengewinne anzuknüpfen und schaffte 2018 nach drei Verlustjahren in Folge gerade so die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Skandale und Prozesse verschlangen über Jahre Milliarden. Der Aktienkurs ist im Keller.

Die Commerzbank stieg im Herbst in die zweite Börsenliga ab und ist ebenfalls seit Jahren im Umbruch. Bei der jüngsten Bilanzvorlage musste der Vorstand einräumen, dass das zehn Jahre nach der Finanzkrise noch immer teilverstaatlichte Institut bei der Senkung seiner Kosten noch nicht am Ziel ist.

Zweitgrösstes Geldhaus im Euroraum

Durch eine Fusion der beiden Banken würde «kein internationaler Champion entstehen», meint Klaus Nieding, Vizepräsident der Aktionärsvereinigung DSW. «Beide Banken zusammen wären auch nach einer Fusion nicht in der Weltspitze angekommen.»

Dort dominieren chinesische Institute. Auch die Konkurrenz aus den USA verdient längst wieder Milliarden. Gemessen am Börsenwert sind Deutsche Bank (16 Mrd. Euro) und Commerzbank (9 Mrd. Euro) vergleichsweise klein.

Betrachte man die aktuellen Bilanzsummen, entstünde im Falle eines Zusammenschlusses zumindest das zweitgrösste Geldhaus im Euroraum nach der französischen BNP Paribas.

Deutsche-Bank-Chef beruhigt Mitarbeiter

Grösster Vorteil für Deutsche Bank und Commerzbank: Sie könnten auf Dauer Kosten in Milliardenhöhe einsparen. Dies allerdings wohl vor allem durch einen gewaltigen Stellenabbau. 30'000 der insgesamt 130'000 Stellen könnten wegfallen, befürchtet die Gewerkschaft Verdi.

In einem Schreiben an die Mitarbeiter der Deutschen Bank beschwichtigte der erst seit Anfang April 2018 amtierende Konzernchef Christian Sewing Sorgen der Belegschaft: Zum jetzigen Zeitpunkt stehe «keineswegs fest, ob es überhaupt zu einer Transaktion kommen wird».

Umsetzung der Megafusion bräuchte Jahre

Das Bundesfinanzministerium dürfte gleichwohl mit Wohlwollen registrieren, dass sich die beiden Banken aufeinander zu bewegen. Schon lange gibt es in Berlin den Wunsch nach einem «nationalen Champion» – einer starken heimischen Bank, die auch international wettbewerbsfähig ist.

Mit einer schnellen Fusion ist aber nicht zu rechnen. Und sollte es tatsächlich zu der Megafusion kommen, würde deren Umsetzung wohl Jahre brauchen. Leidvolle Erfahrung mit solchen Grossprojekten haben beide Institute gemacht.

Die Dresdner-Bank-Übernahme mitten in der Finanzkrise 2008 brachte die Commerzbank an den Rand des Abgrunds. Die Deutsche Bank hat die Integration der Postbank fast zehn Jahre nach der Übernahme des Bonner Instituts nicht bewältigt.

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