Heinz Karrer soll den Chefposten des Wirtschaftsdachverbandes Economiesuisse übernehmen. Karrer kenne Economiesuisse gut dank seiner Arbeit im Vorstand und in den Ausschüssen.
Im Communiqué streicht der Wirtschaftsdachverband Karrers Glaubwürdigkeit, seine Fähigkeit zum Dialog und seine guten Kenntnisse des politischen Systems der Schweiz hervor.
SRF-Wirtschaftsredaktor Reto Lipp zählt Karrer zu den mediengewandtesten Managern in der Schweiz. «Er weiss, wie die Medien ticken. In den 90er war er Chef vom Ringier-Konzern.» Genau so einen brauche der Verband jetzt, so Lipp.
Bürgerliche: Vorschusslorbeeren für Karrer
Auch Politiker sind zufrieden mit der Nomination. FDP-Präsident Philipp Müller schätzt Karrers «hohe Glaubwürdigkeit», wie er im Gespräch mit «10vor10» sagt. SVP-Fraktionspräsident Adrian Amstutz geht davon aus, dass «er mehr Bodenhaftung hat als sein Vorgänger».
Corrado Pardini, SP-Nationalrat und Unia-Geschäftsleitungsmitglied, räumt zwar ein, dass eine schwierige Aufgabe auf Karrer zukomme. Die Frage sei aber, ob Economiesuisse – so wie der Verband in den letzten Jahren funktioniert habe – ein Verband sei, den es noch brauche.
Karrer: «Grosse Ehre»
Für Karrer ist die Nomination eine grosse Ehre. Dies schreibt er in einer persönlichen Erklärung. Er sehe im Amt eine herausfordernde und spannende Aufgabe. In seiner elfjährigen Tätigkeit als Axpo-Konzernchef habe er gemerkt, wie wichtig die politischen Rahmenbedingungen für das Gedeihen der Wirtschaft seien.
Die Wahl wird am 29. August abgehalten. Karrer werde die Geschäfte schrittweise übernehmen. Wie schnell der designierte Präsident die volle Verantwortung übernehmen kann, hängt davon ab, wie rasch Axpo die Nachfolge von Konzernchef Karrer regelt.
In der Zwischenzeit führen wie bislang die drei Vizepräsidenten von Economiesuisse die Geschäfte des Präsidenten.
Dachverband in der Kritik
Bei Economiesuisse gaben im Frühsommer sowohl Direktor Pascal Gentinetta als auch Präsident Rudolf Wehrli ihren Rücktritt bekannt. Der Wirtschaftsdachverband ist zuletzt wegen des verlorenen Abstimmungs-Kampfs um die Abzocker-Initiative in die Kritik geraten.
Im Februar gab zudem der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH) wegen eines Konflikts um den Schutz der Marke «Swiss Made» den Austritt aus dem Dachverband bekannt.
Axpo-Präsident bedauert Rücktritt
Axpo-Präsident Robert Lombardini bedauert, dass Karrer den Konzern verlässt. «Ich habe gerne mit ihm zusammengearbeitet.» Economiesuisse habe mit Karrer aber einen guten Präsidenten auserkoren.
Axpo habe die nötigen Massnahmen eingeleitet, um einen neuen Konzernchef oder eine neue Konzernchefin zu finden. Der Konzern werde aber erst nach der Wahl Karrers zum Economiesuisse-Präsidenten die Öffentlichkeit informieren.