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Hype um Läden auf Zeit Immer mehr Geschäfte poppen in der Schweiz auf

Web-Shops und Geschäfte nahe der Grenze sind die beiden grössten Feinde der Läden hierzulande. Die Folge: Immer mehr Verkaufsflächen in den Städten stehen leer – das bestätigt eine aktuelle Untersuchung der Credit Suisse.

Doch man kann sich diesen Strukturwandel auch zunutze machen: mit «Pop-up-Stores». Von diesen temporären Läden mit befristeten Mietverträgen gibt es in der Schweiz immer mehr. So etwa in der Basler Innenstadt.

Wir haben Pop-ups oft eröffnet, um praktische Standortanalysen zu erhalten. So können wir abschätzen, ob sich ein fixes Geschäft an einem Ort rechnet.
Autor: Manuel Rieder Modelabel Tarzan

In einer schmucken Seitengasse, gleich neben dem Marktplatz, hat sich der jüngste Pop-up-Store des Modelabels Tarzan eingemietet. Hier gibt es viel Laufkundschaft. Inhaber Manuel Rieder ist zufrieden – der Laden läuft: «Er macht etwa ein Viertel unseres Umsatzes aus. Der Laden ist einer der am besten funktionierenden Pop-ups, auch weil er so zentral ist.»

Unternehmerischer Testballon

Rieder weiss, wovon er spricht. Ein halbes Dutzend solcher temporärer Kleiderläden hat er in den vergangenen Jahren betrieben – auch wenn die Standbeine des Modelabels nach wie vor die drei stationären Läden und der Onlineshop sind: «Wir haben Pop-ups oft eröffnet, um praktische Standortanalysen zu erhalten. So können wir abschätzen, ob sich ein fixes Geschäft an einem Ort rechnet», sagt Rieder.

Ladenlokal
Legende: Shoppen statt Leerstand: Eine Win-win-Situation für Mieter und Vermieter – falls die Laufkundschaft da ist. Keystone/Symbolbild

Oder, ob es sich eben nicht rechnet. In Grindelwald und Davos etwa funktionierte das Konzept nicht. Es gab zu wenig Laufkundschaft. Hier im Herzen von Basel gibt es diese. Auch in Zürich und anderen urbanen Zentren tauchen immer mehr Pop-ups auf.

Leerstände bieten Chancen

Und diese würden nicht etwa nur von Nischenplayern betrieben, sagt Martin Hotz, Detailhandelsexperte beim Beratungsunternehmen Fuhrer und Hotz: «Auch grosse Unternehmen springen auf den Zug auf und möchten Kunden an attraktiver Lage bedienen – in nicht alltäglichem Format.» Hotz nennt etwa traditionell grossflächige Möbelhäuser, die für kurze Zeit und auf kleinem Raum Läden in Innenstädten betreiben.

Der Markt für Pop-ups ist naturgemäss schwer fassbar. Läden kommen und gehen. Wie viele Pop-ups derzeit in der Schweiz betrieben werden, ist nicht bekannt. Experte Hotz beobachtet aber klar eine Zunahme: «Zur Nachfrage kommt das Angebot: Mehr Leerstände liefern auch mehr Raum und Möglichkeiten für Pop-up-Lösungen.»

Win-win-Situation

Profitieren können im besten Fall beide Seiten. Der Detailhändler kann sich eine bezahlbare Verkaufsfläche an guter Lage ergattern. Und der Vermieter muss sich nicht mit Leerstand herumschlagen. Eine Win-win-Situation also – das sieht auch Rieder vom Modelabel Tarzan so: «Der Vermieter ist uns sehr entgegenkommen mit dem Mietzins. Denn die Vorteile liegen auf beiden Seiten.»

Konkret: Es habe keinen Leerstand und keinen Vandalismus gegeben, die Immobilie bleibe also attraktiv. «Auf der anderen Seite profitieren wir von der günstigen Miete, das Ladenlokal wird umgebaut. Aufgrund von Einsprachen zieht sich das Ganze in die Länge. Wir bleiben nun bis alles abgeschlossen ist.»

Bis in den Sommer hinein, hofft Rieder. Danach mietet sich fix ein Kaffeehaus ein. Rieder und sein Modelabel werden sich dann wohl nach einem neuen Ort für ein Pop-up umsehen.

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