Der Internet-Grosshändler Amazon wagt sich mit dem Laden «Amazon Go» in ein neues Geschäftsfeld vor: den Detailhandel mit Nahrungsmitteln. Das erste Geschäft ohne Kassen und Kassierer wurde am Montag in Seattle im US-Bundesstaat Washington eröffnet.
Die Kunden können sich die gewünschten Waren in die Taschen füllen und den Laden dann einfach verlassen, ohne an einer Kasse Schlange zu stehen. Ermöglicht wird dies durch ausgefeilte Technologie.
Um den Laden mit dem Namen «Amazon Go» betreten zu können, müssen die Kunden über ein Amazon-Konto verfügen und die App von «Amazon Go» auf ihr Smartphone heruntergeladen haben. Mit der App öffnen sie die Zugangssperre am Eingang des Geschäfts, danach können sie ihr Smartphone aber wegstecken.
Denn innerhalb des 170 Quadratmeter grossen Ladens sorgen Kameras, Sensoren und künstliche Intelligenz dafür, dass die Warenbewegungen genauestens überwacht werden. Die Produkte werden so automatisch zum virtuellen Einkaufskorb auf dem Amazon-Konto des Kunden hinzugefügt, wenn sie aus dem Regal genommen werden. Legt der Kunde die Produkte wieder zurück, verschwinden sie automatisch wieder aus diesem Korb.
Am Ende des Einkaufs kann der Kunde einfach aus dem Laden spazieren. Wenig später wird der Einkauf von seinem Amazon-Konto abgezogen. Die Rechnung wird ih zugeschickt.
Die Einkäufe selber scannen und an der Selbstbedienungskasse bezahlen, das macht heute bereits jeder fünfte Kunde bei Coop – und jede vierter Kunde in der Migros. Noch können die Kunden aber wählen.
Kassenlose Selbstbedienungsläden werde es bald auch in der Schweiz geben, ist Karin Frick überzeugt. Sie ist Forschungsleiterin am Gottlieb-Duttweiler-Institut und beobachtet den technologischen Wandel genau.
Gewerkschaft fordert Recht auf Umschulung
Sie rechnet damit, dass solche Angebote auch bald in der Schweiz zu finden sind. «Die technischen Voraussetzungen sind bereits vorhanden. Der Händler kann die Kosten senken, für den Kunden wird das Einkaufen bequemer.»
Doch was passiert mit den Angestellten im Detailhandel? Seit Jahren sinkt die Zahl der Angestellten langsam aber stetig. Vania Alleva von der Gewerkschaft Unia befürchtet, dass viele Stellen verloren gehen – wenn mit den Kassen auch die Kassiererinnen überflüssig werden. Sie fordert deshalb, dass die Unternehmen in die Weiterbildung und Umschulung der Beschäftigten investieren. Ansonsten sei mit einem Stellenabbau zu rechnen.