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Konkurs von Thomas Cook «Einige verdienen Millionenbeträge aus der Pleite»

Thomas Cook ist Geschichte. Der Reisekonzern meldete Anfang Woche sofortigen Konkurs an. 600'000 Touristen sind gestrandet und müssen in ihre Heimat zurückgeflogen werden, 21'000 Angestellte verlieren ihren Job. Doch es gibt auch Gewinner, sagt Wirtschaftsredaktorin Charlotte Jacquemart.

Charlotte Jacquemart

Wirtschaftsredaktorin

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Charlotte Jacquemart hat an der Universität Zürich Ökonomie studiert und arbeitet seit Juni 2017 als Wirtschaftsredaktorin bei Radio SRF. Zuvor war sie 13 Jahre lang bei der «NZZ am Sonntag» tätig.

SRF News: Wer sind diese Gewinner?

Charlotte Jacquemart: Das sind Investoren und Hedgefonds, die auf Pleiten von Firmen wetten. Einige verdienen nun Millionenbeträge dadurch, dass die finanzielle Restrukturierung von Thomas Cook nicht geglückt ist.

Wie geht das: Geld verdienen mit einer Pleite?

Zum Beispiel durch Spekulieren mit Credit Default Swaps (CDS). Das sind Derivate, die wie Kreditausfallversicherungen wirken. Nur muss man die Schulden nicht besitzen, um solche CDS zu kaufen. Man kann auch nur damit spekulieren. Bekannt wurden CDS in der Finanzkrise vor zehn Jahren. Der Investor Warren Buffet nannte sie damals Massenvernichtungswaffen: Sie können einen Niedergang einer Firma beschleunigen. Eindrücklich haben wir das 2008 beim Versicherer AIG miterlebt. Im Fall von Thomas Cook sind CDS im Wert von 250 Millionen Dollar ausstehend. Und weil der Konzern völlig pleite ist, werden rund 95 Prozent davon ausbezahlt an jene, die diese Derivate besitzen. Wer gleichzeitig auch Schulden abschreiben muss, verdient unter dem Strich weniger.

Menschen am Flughafen
Legende: Hunderttausende Touristen stranden am Flughafen, nachdem der älteste Reisekonzern Thomas Cook Konkurs angemeldet hat. Reuters

Was sagen Hedgefonds dazu, die so etwas ausnützen?

Der deutsche Fonds Xaia hat solche Kreditausfallversicherungen gekauft. Xaia besitzt aber auch die Schulden von Thomas Cook – und hat sich mit den Derivaten einfach abgesichert, damit die Kunden keine Verluste erleiden, sollte Thomas Cook zahlungsunfähig werden.

Deutscher Ableger stellt Insolvenzantrag

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Der deutsche Reiseveranstalter Thomas Cook hat Insolvenzantrag gestellt. Das teilte die Tochter des insolventen britischen Touristikkonzerns am Mittwoch mit.

Dafür sind solche CDS ursprünglich auch gedacht gewesen. Wer sie als reine Spekulation gekauft hat, bekommt viel Geld ausbezahlt. Hedgefonds, die das nur spekulativ gemacht haben, haben mir keine Antwort gegeben.

Gibt es auch andere Methoden, mit einer Pleite Geschäfte zu machen?

Aktien können leer verkauft werden, das wird «shorten» genannt. Bei keiner Aktie der englischen Börse waren so viele Aktien leer verkauft gewesen wie bei Thomas Cook.

So funktioniert ein Leerverkauf

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Ein Anleger leiht sich gegen eine kleine Gebühr eine Aktie von einem anderen Investor, zum Beispiel einer Pensionskasse.

Dann verkauft man diese geliehene Aktie am Markt in der Hoffnung, dass der Preis der Aktie sinkt.

Wenn die Wette aufgegangen ist, kauft man die Aktie später zu einem tieferen Preis zurück. Daraufhin gibt man die Aktie dem Investor, also der Pensionskasse, zurück.

Beim Reisekonzern waren 11 Prozent der Aktien leer verkauft worden. Und weil Thomas Cook konkurs ist, muss die Aktie nicht mal mehr zurückgekauft werden – man verdient also noch mehr.

Sind diese Hedgefonds mitschuldig am Untergang von Thomas Cook?

Das wäre übertrieben. Einige Hedgefonds, die auch Gläubiger waren, sassen aber bei den Verhandlungen am Wochenende mit am Tisch, wo es um die Rettungsaktion ging. Die Hedgefonds waren natürlich daran interessiert, dass ihre Absicherungen nicht wertlos würden. Das wären sie aber geworden, wenn man wie geplant Schulden in Aktien umgewandelt hätte. Die CDS sichern Anleihen ab – nicht Aktien.

Das jahrelange Missmanagement bei Thomas Cook kann man nicht den Hedgefonds und Investoren anlasten.

Der Konzern Xaia sagte mir, man hätte zum Rettungsdeal aber auch nicht Ja sagen können, weil die Details völlig unklar gewesen seien. Die Hedgefonds-Gläubiger hatten also ihre Hände mit im Spiel. Aber das Missmanagement über viele Jahre bei Thomas Cook kann man sicher nicht den Hedgefonds und Investoren anlasten.

Das Gespräch führte Hans Ineichen.

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