Es beginnt Ende November mit dem «Black Friday», das Rennen um die besten Schnäppchen, die grössten Rabatte. Dicht gefolgt vom «Cyber Monday». Und die Konsum-Verlockungen nehmen danach nicht ab. Im Gegenteil, die Weihnachtszeit und der Ausverkauf in der Altjahreswoche gehören zu den umsatzstärksten Tagen des Jahres.
Obschon in der Weihnachtszeit deutlich mehr eingekauft wird, eine Zunahme der Verschuldung gegen Ende des Jahres beobachtet Barbara Mantz von der Caritas Schuldenberatung nicht. «Aber der Druck zu konsumieren hat zugenommen mit den neuen Aktionstagen Ende November und der personalisierten Werbung im Internet.»
Kreditkarten werden immer beliebter
Anders als zum Beispiel in den USA sind Kreditkarten als Zahlungsmittel in der Schweiz wenig beliebt. Neben Bargeld bevorzugen Schweizerinnen und Schweizer Debitkarten. Also jene Bankkarten, mit denen der Betrag direkt auf dem Konto belastet wird. Doch das Einkaufen geschieht zunehmend online und damit nimmt auch der Einsatz der Kreditkarten zu.
Jeder Einkauf mit der Kreditkarte ist eine Verschuldung. Meist aber eine sehr kurzfristige, die zudem auf wenige tausend Franken beschränkt ist. Florence Schnydrig leitet die Kreditkartenfirma Swisscard: «Die grosse Mehrheit unserer Kunden bezahlt die Kreditkartenrechnung vollumfänglich. Die Karte wird also nicht als Mittel zu einem Kredit, sondern als Zahlungsmittel genutzt.»
Im Gegensatz zur Verschuldung mit Kreditkarten haben die Konsumkredite meist eine längere Laufzeit und die Kreditbeträge sind höher. Laut der Zentralstelle für Kreditinformation hatten solche Privatkredite ihren Höhepunkt kurz nach der Finanzkrise 2009 mit 8.1 Milliarden Franken an ausstehenden Krediten. Danach nahmen sie ab, steigen nun aber seit einigen Jahren wieder an, auf heute 7.9 Milliarden Franken.
Verschuldet – wie weiter?
Bei Konsum- und Kleinkrediten ist die Gefahr der Verschuldung höher als bei reinen Kreditkarten-Einkäufen. Und der Weg aus der Verschuldung ist meist ein langwieriger. «Ich rate den Leuten als erstes viel Geduld zu haben», sagt denn auch Schuldenberaterin Barbara Mantz. «Wer Schulden hat, sollte zuerst seine Ausgaben und Einnahmen überprüfen und sich dann fragen, welchen Konsum er wirklich braucht. Danach kann man anfangen, sein Verhalten zu ändern.»
Mit den Schulden ist es wie mit vielen Problemen: Je früher man sie erkennt, desto einfacher ist die Lösung. «Viele Leute kommen erst dann zu uns, wenn die Schuldenspirale schon dreht», sagt Barbara Mantz. Wenn also zum Beispiel die Schulden nicht mehr ohne neue Schulden beglichen werden können.
Der Konsumdruck ist kein neues Phänomen. Aber mit Online-Shopping, Black Friday und immer mehr personalisierter Werbung nimmt er stetig zu. Und er lässt auch nach den Festtagen im Januar nicht nach, denn dann locken die Geschäfte mit Ausverkauf.